ZUM TAGE

Cucurella-Pfiffe: Ändern lässt sich‘s nicht mehr

von Redaktion

In Dauerschleife: Cucurellas Handspiel. © IMAGO

Es war laut am Dienstagabend in der Allianz Arena – und das Ansinnen der Deutschen unter den Fans war klar. In jeder Sekunde am Ball sollte Marc Cucurella zu spüren bekommen, dass dieses Halbfinale eigentlich Sache der deutschen Nationalmannschaft gewesen wäre. Hätte Schiedsrichter Anthony Taylor das Handspiel des Spaniers im Viertelfinale am Freitag geahndet, wäre der K.o. für den Gastgeber wahrscheinlich ausgeblieben. So die simple Betrachtung, ungeachtet der vielen Konjunktive. Also: alle die Finger in den Mund – und pfeifen!

Beeindruckend ist es ja schon, was für eine Wucht Wut entwickeln kann, wenn sie sich im Kollektiv äußert. Und genauso beeindruckend ist es, wie sehr diese Szene, die das deutsche Turnier-Aus bebildert, auch mit knapp einer Woche Abstand noch die Gemüter erhitzt. Am Stammtisch, im Tennisclub, in der Redaktion und in den TV-Studios herrscht nach wie vor eine Mischung aus Unverständnis und Groll, wenn die Sequenz aus der Verlängerung eingeblendet wird. Da werden Winkel und Flugbahnen berechnet, vergleichbare Situationen herangezogen und jegliche Kamera-Perspektive ausgereizt. Das Ergebnis ist stets dasselbe: Ändern lässt es sich nicht mehr.

Cucurella wird das Sinnbild des ein Stück weit ungerechten deutschen Scheiterns bleiben, seinen Lockenkopf kennt man jetzt. Und trotzdem sollte man die Schuld nicht ausschließlich bei ihm suchen. Was da am Freitag passiert ist, sind die unschönen Folgen der Auslegung einer viel zu kompliziert gewordenen Handspielregel. Man sieht sie im Kleinen Woche für Woche in der Bundesliga, nun hat man sie auf der großen Bühne erfahren müssen. Cucurella polarisiert, weil er die Hauptrolle trug, mehr aber auch nicht.

Die deutsche Meinung zu dieser Causa ist spätestens seit Dienstag überall angekommen. Ob die Pfiffe nun angebracht oder überzogen waren, fair oder nicht, ist Ansichtssache. Und trotzdem wäre es nur sinnvoll, Cucurella ab jetzt einfach wieder in Ruhe kicken zu lassen. Dann hätten wir vielleicht wenigstens gegen den Europameister verloren. Hört sich in der Endabrechnung besser an.

Hanna.Raif@ovb.net

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