Unattraktiv? Gareth Southgate konterte von Beginn an alle Kritiker © Tribouillard/afp
Wer hätte das nach der Gruppenphase gedacht? Die Engländer rund um den viel gescholtenen Chefcoach Gareth Southgate stehen tatsächlich im Finale und damit zum zweiten Mal in Folge bei einer Europameisterschaft. Vor drei Jahren galten Harry Kane und Co. gegen Italien als der vermeintliche Favorit, nun sind die Spanier in aller Munde. Ein großer Vorteil für die „Three Lions”.
Kroatien, Italien, Deutschland und Frankreich: auf dem Weg in das große Endspiel musste Spanien so einige Schwergewichte aus dem Weg räumen und zeigte dabei größtenteils erfrischenden und ansehnlichen Offensivfußball. Auf der anderen Seite stehen die Engländer: durch die Gruppenphase gemogelt, gegen die Slowakei die Blamage verhindert, die Schweiz im Elfmeterschießen und die Niederlande mit einem Last-Minute-Tor bezwungen. Kein schöner, aber gnadenlos effektiver Fußball. Denn anders als viele andere Mannschaften, sind die Engländer eine eingespielte Turniermannschaft, die das makabere System von Southgate perfekt umsetzt.
Mit Jordan Pickford steht endlich mal ein Torhüter hinten drin, der Fußball spielen kann und sich kaum Aussetzer erlaubt. Gegen die Schweizer avancierte er – dank seiner Trinkflasche – zudem zum Helden. Mit Jude Bellingham, Bukaya Saka oder eben auch Ollie Watkins sind Spieler auf dem Platz, denen ein genialer Moment reicht, um ein Spiel auf ihre Seite zu ziehen. Und verteidigen konnte England schon immer. Auch der so ansehnliche spanische Fußball wird es gegen Declan Rice & Co. schwer haben.
Doch zurück zum Anfang. Spanien ist DER große Favorit, alles andere wäre eine Sensation. Perfekt für die Engländer, die noch vor drei Jahren im Finale gegen Italien dem Druck nicht standhalten konnten. Nun ist man in der Rolle des Außenseiters, die den „Three Lions” mehr als nur liegt. Schon gegen die Schweiz und die Niederlande durfte man mit dieser vorliebnehmen.
In der Heimat meckert plötzlich kaum noch einer, denn die Chancen auf den ersten Titel seit einem halben Jahrhundert stehen so gut wie noch nie. Nicht auszudenken, was nach einem möglichen Erfolg alleine in Berlin los wäre: „It‘s coming home!”