Die Warnungen an England hätten vor diesem EM-Finale nicht lauter sein können – und sie gingen weit über den Namen Lamine Yamal hinaus. Als bisher einziges Team, das mit sechs Siegen hintereinander in ein EM-Finale eingezogen ist, haben die Spanier den Rasen von Berlin betreten, als bisher einziges Team mit sieben Siegen hintereinander haben sie ihn mit dem EM-Pokal wieder verlassen. Am Ende dieser vier Wochen Fußball-Fest in Deutschland stand also der logische Sieger, das Resultat der großen Leistungen, die sich schon in der Vorrunde angedeutet und in den letzten beiden Wochen bestätigt hatten. Ganz ohne Emotionen, „Football is coming home“-Ohrwürmern und neutral betrachtet ist es nur gerecht und verdient, dass die „Furia Roja“ dieses Turnier gewonnen und den ersten Titel seit 2012 geholt hat.
Was im Fußball gerecht und verdient ist, fragt man sich in Deutschland auch mit eineinhalb Wochen Abstand zum Viertelfinale noch. Aber das war bei Anpfiff dieses Endspiels – genau wie alles andere, was bis dahin geschehen war – vorbei und somit nichts als Vorgeplänkel. Es zählte auf dem Platz, und es ging in diesem 51. und letzten Match des Turniers nicht nur um die Beine, sondern vor allem um den Kopf. Während die Mannschaft von Gareth Southgate wusste, dass sie sich weiter steigern muss für den ersten Titel seit 1966 (auch die 58 Jahre waren ein psychologischer Nachteil), hatte die Elf von Luis de la Fuente zwischen Spiel eins und sechs schon alles erlebt. Spektakuläre Siege, frühe Rückstände, späte K.o.-Schläge – es war klar, dass auch beim Remis zur Halbzeit und beim Ausgleich niemand nervös werden würde. Und genau so ist es gekommen.
Die erste Szene der zweiten 45 Minuten zeigte dem Millionen-Publikum der Welt die Kaltschnäuzigkeit, die selbst Spaniens Wunderkinder schon in sich tragen. Ein Traum-Spielzug von Yamal und Nico Williams, schon war alles hinfällig, was England sich vorgenommen hatte, um den Zauberfüßen den Zauber zu nehmen. Das Tor, das den Weg auf den Thron ebnete, passte zu dieser EM. Und auch wenn es vielleicht langweilig ist, dass der schlichtweg Beste gewonnen hat: Aus der deutschen Brille betrachtet ist der spanischer Sieg auch ein gutes Zeichen. Man sagt ja gerne, dass sich die Mannschaft in ihrer Entwicklung zurück zur Weltklasse einen Schritt vor dem DFB-Team befindet. Freuen wir uns also auf die WM 2026!