Die Geschichte von Jesus

von Redaktion

Spanischer Alles-Gewinner Navas triumphiert mit 38

Ein Team: Die Spanier im Jubelrausch. Irgendwo da drin Navas, der mit 38 sein letztes Turnier spielte. © IMAGO

Berlin – Der Körper von Jesus Navas hat einen Schwachpunkt: die Hüfte. „Seit vier, fünf Jahren schmerzt sie“ erzählt der Außenverteidiger, „oft finde ich nachts keinen Schlaf.“ Es ist der Verschleiß aus einem Leben im Fußball, aus einer Karriere, die Überlänge hat: Jesus Navas ist 38, er stammt aus einer Generation, die in den Gedanken der Spanier aus Helden besteht, die altersbedingt längst abgedankt haben. Nur er ist noch da – und nun hat er sein Wirken in „La Furia Roja“ abgerundet. Jesus Navas, Weltmeister von 2010, Europameister von 2012, gewann am Sonntagabend in Berlin den EM-Pokal 2024. Zudem ist er der einzige spanische Spieler, der neben WM- und EM-Erfolg auch den Triumph in der Nations League in seiner Vita stehen hat. Gut, zur Blütezeit von Andres Iniesta gab es diesen Wettbewerb noch nicht.

Die chronischen Schmerzen – ein letztes Mal hat Navas sie weggedrückt. „Im Spiel spüre ich sie nicht“, erklärt er, „vielleicht weil es mir alles bedeutet, für die Nationalmannschaft aufzutreten.“ Bei der Europameisterschaft war er nicht für das A-Team vorgesehen, er bekam seinen Einsatz im letzten Vorrundenspiel gegen Albanien, in das Spanien als Gruppensieger ging und die Stammkräfte pausieren ließ. Es hätte schon das Abschiedsspiel für Jesus sein können. Doch die Gelb-Rote Karte für Daniel Carvajal in der Schlussphase des Viertelfinales gegen Deutschland erforderte eine Umbesetzung auf der Außenposition für die Begegnung mit Frankreich – und Trainer Luis de la Fuente entschied sich für den immer noch flinken Routinier aus Sevilla, der knapp eine Stunde durchhielt. Obwohl Carvajal sich fürs Finale zurückmeldete, schickte Kapitän Alvaro Morata den altgedienten Jesus Navas am Samstag zum letzten Medientermin. „Er sagte, es wäre der richtige Zeitpunkt, es könnte mein letztes Länderspiel sein.“ Er blieb auf der Bank – aber es war ihm egal. Er feierte mit.

Überhaupt wird es den Spieler Jesus Navas nicht mehr lange geben. „Bis Dezember noch, dann ist Schluss“, bestätigt er. Ein ungewöhnlicher Zeitpunkt und einer Ausnahmesituation geschuldet: „Wir haben beim FC Sevilla eine Umbruchphase, da werde ich als Kapitän noch dabei sein. Aber die Entscheidung, in einigen Monaten aufzuhören, ist final.“
GÜNTER KLEIN

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