Doppel-Wumms: Schweinsteiger und Schult.
Oder Vierfach-Wumms: Sedlaczek, Schweinsteiger, Schult und Bommes. © Screen (2)
Isch over, wie Wolfgang Schäuble gesagt hätte. Die EM ist vorbei. Und, um bei der Politik zu bleiben: Die ARD hat die fraglos famose Fußball-Festivität standesgemäß mit einem Doppel-Wumms verabschiedet. Genauer gesagt, sogar mit einem Vierfach-Wumms. Denn alles, was gut und teuer ist und so richtig GEZ-Asche kostet, war da. Esther und Bommi, Almuth und Schweini – die Egos sind groß, da will beim Endspiel keiner daheim bleiben. Wir wummsen die finale TV-Kritik raus.
Esther Sedlaczek: Sie kündigte den Massenaufmarsch stolz an, „wir sind in voller Kapelle hier“. Und sie versuchte, die Fäden in der Hand zu behalten. Aber zu viert klang’s in der ARD dann doch eher nach „Alle reden durcheinander“. Wie clever Esther ist, beweist sie sogar, wenn sie sich mal verspricht: „Die Engländer wollen den EM-Titel holen, den ersten seit 1966“, verkündete sie historisch nicht restlos korrekt – aber so, dass es kaum jemand gemerkt hat. Ganz schön schlau.
Alex Bommes: Musste seinen Experten diesmal im Schweini-Sharing teilen. Ließ sich die bestürzend gute EM-Laune davon aber nicht verderben. Er diagnostizierte, dass Harry Kane „hüftwackelig“ unterwegs ist. Für die DFB-Zukunft setzt er auf „eckpfeilerige“ junge Spieler. Und er stellte Fipsi Lahm gewohnt lustige Fragen: „Haben Sie schon ne neue Regenrinne fürs Dortmunder Westfalenstadion bestellt?“ Bommi war auch beim Finale eckpfeilerig unterwegs.
Almuth Schult: Der weibliche Teil von „Almuthbasti“ ist eine wunderbare Fußball-Erklärerin. Schon Giovanni Trapattoni schwärmte zurecht: „Ich habe immer die Schult!“ Wie sie die falsche Kniehaltung von England-Torwart Pickford entlarvte und Trainer Southgate zerlegte, war erste Sahne. Aber im Duett mit Schweini herrschte eine Überdosis an Palaver. Das fußballliterarische Quartett, das vielstimmig durchs Finale irreführte, bleibt hoffentlich eine Ausnahme.
Bastian Schweinsteiger: Mag keine Neben-Experten und schaute die Almi, wie wir sie nennen dürfen, manchmal recht irritiert an. Hatte bei der ARD-Vollversammlung wenig Möglichkeiten zum Esther-Schäkern. Aber wenn, war’s lustig – vor allem, als sie stichelte: „Basti durfte den EM-Pokal als Spieler nicht halten.“ Da ließ er durchblicken, dass er sich durchaus vorstellen kann, den Pott als Trainer oder Funktionär doch noch zu halten, und zwar nicht unbedingt beim DFB: „Es kann alles sein. Ich sprech auch Englisch oder Serbisch.“ Jetzt wartet ganz Serbien auf Nationalcoach Schweinic.
Tom Bartels: Durfte bereits sein viertes großes Endspiel im Ersten kommentieren, aber eher mangels Alternativen. Weil: Wer sonst? Mokierte sich zurecht über „lächerliche Pfiffe“ deutscher Zuschauer gegen Hand-Cucurella. Bartels machte ein zunächst langweiliges Spiel aber auch nicht interessanter. Immerhin ließ er sich nicht von Schweinis exzentrischer Halbzeit-Prognose verwirren: „Wer eigentlich den ersten großen Fehler macht, wird hier als Sieger vom Platz gehen.“
Thomas Hitzlsperger: Durfte als dritter ARD-Erklärer ran. So herrschte Vollbeschäftigung. Hitz ist der größte England-Fan nach King Charles und feierte seit Tagen auf Twitter: „Come on, England!“ Der arme Kerl litt schwer mit seiner Lieblings-Mannschaft: „Hinten stehen sie gut, aber mit 0:0 ist noch keiner Europameister geworden.“ Das hat sich im späteren Spielverlauf vollumfänglich bestätigt.