„Die 26 besten Spieler der Welt“

von Redaktion

Diverser, variabler, dynamischer: Spanien steht wieder vor glorreichen Fußball-Zeiten

Vorsicht, liebe Fußballwelt: Lamine Yamal hat noch einen kleinen Bruder. Bald ist der Schnuller weg, © Sampics/Christina Pahnke

Das überragende Team der EM: Spanien mit Trainer Luis de la Fuente (links oben) und Kapitän Morata (mit Pokal) gewann sieben Spiele, schlug vier Weltmeisternationen. © dpa/Christian Charisius

Berlin – Mit einer Erinnerung an Franz Beckenbauer hatte vor über einem Monat die Europameisterschaft 2024 begonnen, und ein wenig nach Beckenbauer klangen die Schlussworte des Turniers. 1990 als Weltmeistertrainer hatte der deutsche Fußballkaiser den Satz hinterlassen „Wenn jetzt noch die Spieler aus dem Osten dazukommen, werden wir auf Jahre unschlagbar sein“, in der Nacht vom 14. auf 15. Juli 2024 in Berlin erging sich der spanische Coach Luis de la Fuente in einem vergleichbaren Superlativ: „Ich habe die 26 besten Spieler der Welt.“ Wumms.

Beckenbauer hatte sich im Überschwang einen Spaß erlaubt, und auch bei de la Fuentes Worten gab es einen Hintersinn: „Es soll kein Disrespekt sein“, erklärte er, keine Herabwürdigung anderer großartiger Akteure konkurrierender Nationen, aber für die spanische Mission, Europameister 2024 zu werden, hatte er die ideale Mannschaft gefunden. Eingewechselte Spieler wie Mikel Merino gegen Deutschland im Viertelfinale (“Die Mannschaft, die uns am ähnlichsten ist. Ein richtig schweres Spiel, das uns viel abverlangt hat und in dem wir Reife gezeigt haben“) und Mikel Oryazabal, der im Endspiel das siegbringende 2:1 gegen England erzielte, erledigten ihre Aufgabe gleichermaßen bravourös wie der Stamm, und selbst ein Reservist wie Martin Zubimendi, der zur Halbzeit den als besten Turnierspieler ausgezeichneten, aber angeschlagenen Rodri ersetzen musste, brachte das Team nicht um seine Qualität. Und so standen die Spanier vor einem epochalen Werk: Alle sieben EM-Spiele gewonnen, nur gegen die DFB-Auswahl benötigten sie eine Verlängerung, im Turnier schlugen sie vier Weltmeisternationen (Italien, Deutschland, Frankreich, England) – man darf das als perfekt bezeichnen.

Und wenn eine Mannschaft dann ganz oben steht, ist immer die Frage, ob sie da bleiben wird, vielleicht sogar für länger – so wie es Spanien zwischen 2008 und 12 mit zwei Europa- und einer Weltmeisterschaft gelungen war. Dominanz, Ära – das sind die Reizwörter.

Trainer de la Fuente, der ankündigte, „dass ich meinen Vertrag verlängern werde, keine Sorge“, glaubt daran, dass diese Mannschaft herausragende Perspektiven hat. Auch vor der EM hatte Luis de la Fuente bis auf einen Qualifikations-Ausrutscher gegen Schottland und ein Testspiel-Remis gegen Brasilien jedes Spiel gewonnen, er kann konstatieren, „dass wir beim modernen Spiel vorne mit dabei sind“. Der Idee des Ballbesitzfußballs, den seine Vorgänger, zuletzt in Katar Luis Enrique, pflegten, ist de la Fuente „treu geblieben“, aber er hat auch „andere Interpretationen“ eingebracht, die die Spieler ihm anboten. Vor allem die schnellen Außenstürmer Lamine Yamal und Nico Williams mit ihrem Trumpf „Dynamik“. Zugleich stehen die beiden Youngster für eine Diversität, die „La Furia Roja“ bisher nicht kannte. Yamal hat marokkanische Wurzeln, Williams ghanaische, Fabian Ruiz italienische, Dani Olmo kroatische, Robin Le Normand französische. „Es ist ein historischer Wechsel, der da gerade geschieht“, sagt Nico Williams. Er glaubt, dass Lamine Yamal den Fußball prägen wird (“Die Sachen sind sehr klar in seinem Kopf“), Trainer de la Fuente hebt seinen zentralen Mittelfeldspieler Rodri hervor: „Ich fordere für ihn den Ballon d‘Or.“

Mit dem EM-Titel verdiente Spanien sich ein weiterführendes Spiel. 2025 wird der Europameister auf den Gewinner der Copa America treffen, Argentinien. Coach des Weltmeisters ist Lionel Scaloni, er bezeichnet Luis de la Fuente als seinen Lehrmeister. Der sagt: „Ja, ich habe eine tolle Freundschaft mit Lionel, ich freue mich.“
GÜNTER KLEIN

Artikel 1 von 11