Der eine 17, der andere 63: Yamal und de la Fuente. © dpa
Als müsste das Klischee erfüllt werden: Die Welt sah die Zahnspange im Mund von Lamine Yamal aufblitzen, als der Spanier den Preis für den besten jungen Spieler der EM entgegennahm. Er führte den Fußball in eine Dimension der Jugendlichkeit, mit 16 ging er ins Turnier, am Tag vor dem Finale wurde er 17. Nico Williams, wahrgenommen als Yamals kongenialer Partner auf dem anderen Flügel, feierte kurz zuvor den 22. Geburtstag und steht im Vergleich fast schon für Seniorität. Doch auch ihm merkte man das Staunen an, ins Wunderland geraten zu sein. Auch Pedri, der nach dem Viertelfinale verletzt ausfiel, muss man mit seinen 21 Jahren dieser speziellen Alterskohorte zurechnen; er hatte auch schon die WM in Katar gespielt, mit 19.
Sehr junge Spieler zu haben, ist ein Glück. Immer wieder finden sich in der Fußballgeschichte Beispiele, dass Teenager und die frühen Twens zu Attraktionen werden, weil sie einem Wettbewerb mit Spiel- und Erlebenslust begegnen und sich nicht beschweren lassen von externen Erwartungen. Zwischen einem wie Yamal und Harry Kane, der ein etablierter Star ist, aber sichtbar mit dem Abwenden persönlichen Scheiterns beschäftigt ist, liegen mehr als die 13 Jahre, die sich auch in der Art der Bewegung ausdrücken. Früher waren WM- und EM-Newcomer zwischen 18 (Wayne Rooney 2004) und 20 Thomas Müller 2010), die Grenze verschiebt sich nach unten, weil die Akademien ihre Juwelen früher identifizieren und bereit machen. Der 16-jährige Profi wird keine Ausnahme bleiben.
Er braucht aber einen bestimmten Typen Trainer. Es passt in dieses Jahr, dass die zwei bemerkenswertesten Trainer in Europa, Spaniens Luis de la Fuente und Real Madrids Carlo Ancelotti, gelassene Herren über 60 sind. Sie verfügen über die natürliche Autorität für den Umgang mit etablierten Spielern, doch ebenso über die Güte in der Anleitung der jungen Hüpfer. Man sagt ihnen etwas Väterliches nach, genaugenommen ist es aber eine Großväterlichkeit. Dürfte jeder in seinem Leben erfahren haben: Enkel/Großeltern, das funktioniert in der Regel besser als Kinder/Erziehungsberechtigte.
Muss nicht auf alle Zeiten so sein, aber im momentanen Fußball ist die Kombination unschlagbar.