ZUM TAGE

Sportchef Werner hat geliefert

von Redaktion

Der neue Löwen-Kader steht

Am Ende traf man sich dort, wo schon viele Streits beigelegt wurden – im Wirtshaus. 1860-Sportchef Christian Werner besuchte Sportpark-Wirt Manni Schwabl, um Differenzen auszuräumen und einen weiteren Transfer auszukarteln. Bei Wasser (Schwabl) und Cola light (Werner) fand sich ein Kompromiss, mit dem beide Seiten gut leben können: Die Löwen bekommen ihren Wunschtorwart, und Haching lässt sich den Verzicht auf René Vollath (34) mit einer fünfstelligen Summe versilbern. Auch Vollath, der noch bis 2025 gebunden war, beteiligt sich mit einer Spende. Am Ende also eine Win-win-win-Situation.

Zivilgerichte hätten deutlich weniger zu tun, wenn sich Nachbarschaftsstreitigkeiten immer auf so konstruktive Weise lösen ließen. Keiner muss also fürchten, dass es eskaliert, wenn sich die Drittligarivalen am 19. Oktober zum ersten S-Bahn-Derby treffen. Trotzdem wird es Haching schmerzen, wenn die drei Besten der Vorsaison (Vollath, Schifferl, Hobsch) künftig für den Lokalrivalen auflaufen. Wie Werner diesen Transfer-Dreierpack angebahnt hat, müsste insgeheim auch dem mit allen Wassern gewaschenen Schwabl Respekt abnötigen. Uli Hoeneß hätte das in seinen aktiven Managerzeiten nicht cleverer lösen können.

Kaum zu glauben, dass dieser Christian Werner erst kurz im Geschäft ist und aktuell sogar noch nebenbei als Sportlehrer arbeitet. Zu seinen Schülern zählten einst Joshua Kimmich und Timo Werner, und womöglich hat er schon damals viel über das Profibusiness gelernt. Denn auch die anderen Transfers, die Werner früh und geräuschlos eingetütet hat, lassen aufhorchen: Sechser Thore Jacobsen und Stürmer Fabian Schubert sind Profis, die auch bei höherklassigen Clubs auf dem Zettel standen. In den Außenverteidigern Bähr/Danhof zog 1860 solide Drittligalösungen an Land. Tunay Deniz bringt Leaderqualität mit, Maximilian Wolfram erweitert das Sturmspektrum – und Offensiv-Freigeist David Philipp könnte das gewisse Extra einbringen, sollte sein Leistenleiden endgültig abgeklungen sein.

Mit dem neuen Kader, dem zudem die Besten der Vorsaison angehören (Verlaat, Kwadwo, Guttau, Schröter), hat Werner seinen anspruchsvollsten Job erledigt. Der Marktwert des verschlankten Kaders (5,8 Mio. ggü. 4,45 Mio. Euro/Quelle Transfermarkt) dürfte ihn bestätigen, zumal er nebenbei auch noch eine Million Euro einsparen musste. Nicht schlecht für einen Neuling. Womöglich ist dieser Werner sogar der beste Transfer, den die Löwen in diesem Jahr gelandet haben. Trotzdem muss man bei 1860 mit Prognosen vorsichtig sein. Haching ist ein Gegner, den man sportlich und auf dem Transfermarkt besiegen kann. Der Hang zur Selbstzerfleischung, der dem Verein innewohnt, hat hingegen schon so manchen ehrgeizigen Plan durchkreuzt.

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