Macht Kimmich den Abflug?

von Redaktion

Bayern will ihn halten, aber nur zu geringeren Bezügen – City wäre eine Alternative

Auch bei der EM agierte Joshua Kimmich hinten rechts – hier gegen den Schweizer Michel Aebischer. © Schwarz/afp

München – Erst mal entspannen. Nach der kräftezehrenden Vorsaison inklusive Heim-EM weilt Joshua Kimmich gerade mit seiner Familie in Südtirol. Überraschender Miturlauber im Nobel-Hotel Quellenhof nahe Meran: DFB-Kollege und Leverkusen-Star Robert Andrich. Bald sind die beiden wieder Konkurrenten. Die Frage: Welches Trikot trägt Kimmich dann? Stand jetzt, das des FC Bayern. Sein Vertrag beim Rekordmeister läuft noch bis 2025. Gespräche über einen Verbleib sollen nach seiner Urlaubsrückkehr folgen, die für Ende Juli geplant ist.

Die Münchner Entscheider sollen dem Vernehmen nach bereit sein, mit ihm zu verlängern – aber angeblich nur zu geringeren Bezügen. Unwahrscheinlich, dass er sich mit 29 Jahren im besten Fußballer-Alter darauf einlässt. Und schwer vermittelbar, wenn im Vergleich zu Kimmich – seit Jahren Stammspieler – Routinier Thomas Müller (34), der nur noch Ergänzungsspieler ist, laut „Sport Bild“ vor wenigen Monaten noch für dasselbe Gehalt wie zuvor (angeblich rund 20,5 Mio. Euro pro Jahr) bis 2025 verlängert haben soll.

Für die Bayern-Bosse zählt Kimmich zu den Verkaufskandidaten im Sommer, da er einer der wenigen Münchner ist, die überhaupt einen Markt haben, und eine höhere Ablöse (Marktwert: 50 Mio. Euro) generieren könnte. Allerdings: Das haben die Entscheider um Sportvorstand Max Eberl dem FCB-Star noch nicht persönlich mitgeteilt. Eine Sache, die nach außen einen fragwürdigen Eindruck im Umgang mit einem verdienten Spieler hinterlässt, der seit neun Jahren im Verein ist und für das berühmte „Mia san mia“ steht.

Wie unsere Zeitung erfuhr, sieht das Trainer-Team um Vincent Kompany Kimmichs großen Wert. Die Coaches wissen, dass er sowohl als Sechser, Achter und Rechtsverteidiger – wie bei der Heim-EM, nach der er in zahlreichen Top-Elfs des Turniers landete – Weltklasse sein kann. Experten wie Matthias Sammer stützen diese These. Einen solchen Spieler gibt es sonst nicht auf dem Markt.

Das wissen auch zahlreiche Spitzenclubs. Laut „The Athletic“ sucht Manchester City einen Ersatzmann oder Mittelfeld-Partner für Sechser Rodri. Eine Option ist Kimmich. City-Trainer Pep Guardiola gilt als großer Fan und früher Förderer des Nationalspielers. Als Coach des FC Bayern lotste der Katalane Kimmich 2015 nach München – und verhalf ihm zum Durchbruch. Mitentscheidend für eine erneute Zusammenarbeit dürfte Guardiolas Zukunft sein. Sein Vertrag läuft 2025 aus. Aktuell geht man davon aus, dass der Star-Trainer City anschließend verlässt. Fraglich, ob der Scheich-Club dann noch sonderlich reizvoll für Top-Stars ist.

Auch Paris beschäftigt sich mit Kimmich. Der FC Barcelona wird bereits seit längerer Zeit mit ihm in Verbindung gebracht. Unter Barca-Trainer Hansi Flick gewann Kimmich 2020 das Triple mit Bayern. Die finanzielle Situation der Katalanen ist aber noch immer angespannt. Bei Real Madrid wird er ebenfalls als möglicher Nachfolger von Toni Kroos gehandelt.

Kimmichs komfortable Situation: Aufgrund seiner Vertragslage liegt seine Zukunft in seiner Hand. Und verstecken muss er sich vor der Startelf-Konkurrenz im Bayern-Kader definitiv nicht.


PHILIPP KESSLER,

MANUEL BONKE

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