Fröhlich: Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo. © dpa
Alles bereit: Tribünen hinter dem Eiffelturm. © dpa
Die Tribünen stehen, die Vorfreude steigt. In wenigen Tagen starten in Paris die Olympischen Sommerspiele – angeblich auch unter besten Bedingungen im Wasser. Bei der Eröffnungsfeier der Sommerspiele (26. Juli bis 11. August) werden etwa 100 Boote mit Athletinnen und Athleten die Seine hinunterfahren, so der Plan. Zudem sollen die Wettbewerbe im Freiwasserschwimmen und das Schwimmen im Triathlon dort stattfinden. Zweifel daran, ob das eine gute Idee ist, schwelen seit Monaten.
Anne Hidalgo setzte am Mittwoch eine andere Botschaft in die Welt: Die Pariser Bürgermeisterin setzte ihre Brille auf, dann tauchte sie ihren Kopf in die vermeintliche „Kloake“ und kraulte mit kräftigen Zügen gegen die Strömung. „Wirklich gut“ sei das morgendliche Bad in der Seine gewesen, sagte Hidalgo, als sie nach knapp fünf Minuten im trüben Wasser wieder an Land stand. Geht es nach ihr, dann ist die Seine sauber genug für Olympia!
Das sah auch Organisationschef Tony Estanguet so, der ebenfalls eine Runde durch die Seine drehte. „Der heutige Tag ist eine Bestätigung dafür, dass wir genau dort sind, wo wir hinwollten“, sagte Estanguet den zahlreichen Reportern und bekräftigte: „Wir sind bereit, die Spiele an der Seine zu organisieren.“
Es waren die erhofften Worte für einen Fluss, der vor nicht mal einem Monat von Behörden noch als Gesundheitsrisiko identifiziert worden war. 1,4 Milliarden Euro hat Frankreich bislang investiert, um die Seine sauber zu bekommen. Doch die Werte von E.Coli-Bakterien – ein Schlüsselindikator für Fäkalien – blieben gemessen an den Vorgaben der Sportverbände lange zu hoch.
Für weitere Diskussionen sorgten im Vorfeld die Sportler-Betten, die wie schon in Tokio aus Pappe bereitgestellt wurden. Es gehe bei der Maßnahme um „Umweltfreundlichkeit“, teilten die Organisatoren mit, und nicht darum, wie von einigen argumentiert, die Athleten vom Sex abzuhalten. So hatte unter anderem die renommierte New York Post von „Anti-Sex-Betten“ berichtet.
Das Olympische Dorf jedenfalls wird heute eröffnet. Über 9000 Sportler beziehen darin Quartier. Die schicken Balkone sind in den Landesfarben geschmückt, die Gewichte im Gym präpariert, die Mensa mit 3300 Plätzen und sechs verschiedenen Essbereichen, ist startklar. Und auch die Kondomspender sind mit rund 220 000 Exemplaren üppig bestückt. Zudem wurden in den vergangenen Monaten mehr als 300.000 Möbel und Dekorationsgegenstände in die etwa 40 mehrstöckigen Häuser geschafft. Der französische Staat hat 646 Millionen Euro an öffentlichen Geldern beigesteuert, der Rest stammt von Frankreichs größten Immobiliengesellschaften, die verschiedene Bereiche des 52 Hektar großen Geländes entwickelt haben.
Bleibt die Frage, wer die deutsche Fahne tragen wird? Bei den Männern sind Tennis-Olympiasieger Alexander Zverev, Basketball-Weltmeister Dennis Schröder und Sportschütze Christian Reitz nominiert, bei den Frauen stehen Fußballerin Alexandra Popp, Reit-Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl und Judo-Ass Anna-Maria Wagner auf der Shortlist. Fans und deutsche Olympia-Athleten können in einer Online-Abstimmung bis zum 21. Juli entscheiden, wer es werden soll. Am 25. Juli dann wird bekanntgegeben, wer für das deutsche Team bei der Zeremonie auf der Seine die Fahne hochhält.
SID