BASKTEBALL

Bittersüße Entscheidung

von Redaktion

Brunckhorst löst Olympia-Ticket in zwei Disziplinen – Doppelstart nicht möglich

Basketball unter freiem Himmel: Svenja Brunhorst. © IMAGO

München – Auch schlechte Nachrichten können manchmal ihre guten Seiten haben. Und so kann natürlich auch Svenja Brunckhorst den neuen Realitäten viel Gutes abgewinnen. Zumindest kann die Ausnahme-Basketballerin mit den Wasserburger Wurzeln bei ihrem großen Karriere-Highlight erst einmal ausgiebig Olympia-Luft schnuppern. Schon am 23. Juli bezieht das deutsche Team der Streetball-Variante 3×3 ihr Quartier im Olympischen Dorf. Genau eine Woche später wartet der erste Ernstfall gegen die USA. Reichlich Zeit also um erst einmal das olympische Leben kennenzulernen.

Wobei: Eigentlich hatte die 32-Jährige ja ein deutlich aufreibenderes Leben unter den fünf Ringen im Sinn gehabt. Sie wollte auch in der klassischen Hallenvariante dabei sein, die allerdings erst einmal im fernen Lille in die olympische Premiere einsteigt. Die beiden Bundestrainer hätten bei ihr den Segen für einen Doppelstart gegeben, weil man auf die Qualitäten der Kapitänin und sechsmaligen Deutschen Meisterin nur ungern verzichten wollte. Es wurde nichts draus, auch weil die Sache in zwei unterschiedlichen Spielorten mit zwei verschiedenen Spielplänen kaum zu organisieren gewesen wäre.

Fast eine bittere Ironie: Die Frau, die mittlerweile auch Managerin für die Frauen-Sparte von Alba Berlin ist, hatte sich 2019 auch deshalb verstärkt in die junge Variante der Sportart orientiert, weil ihr der Traum von Olympia zu ihren aktiven Zeiten realistischer erschien. „Ich habe mir schon gedacht, dass die goldene Generation mit Leonie Fiebich und den Sabally-Schwestern das schaffen kann“, sagte Brunckhorst, „aber eben eher 2028.“

Doch was noch nie einer deutschen Basketballerin gelang, das glückte Svenja Brunckhorst nun prompt in beiden Varianten. Erst die hochemotionale Qualifikation in der Halle in Brasilien mit dem dramatischen Showdown gegen die Gastgeberinnen. Der erste Versuch im 3×3 beim Turnier in Japan ging schief. „Es war schwer, nach dem Highlight in Brasilien emotional wieder hoch zufahren“. Doch der zweite Versuch in Ungarn klappte.

Es gibt Einfacheres, als sich zwischen zwei Herzensprojekten zu entscheiden. Brunckhorst griff beim 3×3 zu. Das mag natürlich damit zu tun haben, dass ein Personalwechsel bei der kleinen Variante noch stärker ins Gewicht gefallen wäre. Und sicher auch mit dem Atmosphärischen. Streetball ist, wenn man so will, so etwas wie der Beachvolleyball der Basketballer. Das Erscheinungsbild – cooler. Die „positiven Vibes“ Brunckhorst. Das Paket hat wie für so viele eine enorme Anziehungskraft. Das Turnier in Paris, das wird sein Übriges tun, steigt in der temporären Funsportarena an der Place de la Concorde im Herzen der Stadt.

Und egal, was am Ende dabei herauskommen wird – was in Paris wartet, ist der gelebte Traum. Brunckhorst wird aufsaugen, was Olympia zu bieten hat. Das Leben im Dorf, der größten Begegnungsstätte, die der Sport zu bieten hat. Treffen mit anderen Athleten inbegriffen. Sie selbst wird wohl auch den Beachvolleyballerinnen Cinja Tillmann und Svenja Müller die Daumen drücken, die sie gut kennt. Die beiden steigen nicht weit entfernt, direkt unter dem Eiffelturm, als deutsche Nummer eins in den olympischen Sand.

Und wer weiß, vielleicht kann Svenja Brunckhorst ja auch den alten Kolleginnen aus dem Hallenteam aus nächster Nähe zuschauen. Spätestens wenn die die Vorrunde überstehen. Nicht einfach in einer Gruppe mit Belgien, Japan und den Dauersiegerinnen aus den USA. Aber auch nicht unmöglich, immerhin schaffen auch zwei der drei Gruppen-Dritten den Sprung ins Viertelfinale. Und das steigt in der Olympiastadt.
PATRICK REICHELT

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