ZUM TAGE

Immer wieder die gleichen Ausreden

von Redaktion

Chinas Doping-Schwimmer

Sind die 23 chinesischen Schwimmer, die 2021 positiv getestet wurden, nun schuldig oder nicht? Eine Aufklärung gibt es bis heute nicht, das liegt auch an der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA. Wie eine ARD-Recherche zeigt, haben die Ermittler die Athleten nie persönlich gesprochen. Was dabei herausgekommen wäre, sei dahingestellt, aber stattdessen blind auf die chinesische Erklärung – für die Kontamination mit dem verbotenen Herzmittel Trimetazidin sei eine Hotelküche verantwortlich – zu vertrauen, ist arg blauäugig. Die Ausrede aus dem Reich der Mitte war ohnehin fragwürdig, jetzt offenbart sich ein großes Loch im Verteidigungsnetz, denn: Die Schwimmer waren offensichtlich nicht zusammen in der gleichen Unterkunft. Blöd für das IOC, das in wenigen Tagen zur Olympia-Eröffnung lädt und ziemlich blöd für die WADA. Die Erklärungsnot ist groß, will man weiter als seriöser Dopingjäger verstanden werden.

Dass Sportler betrügen, darf hingegen keinen überraschen, zu viele Fälle werden immer wieder öffentlich. Beachtlich aber ist die Kreativität, mit der sich die „Erwischten“ rechtfertigen. Bei Sprinter Alex Wilson wurde 2021 Trenbolon nachgewiesen. „Ich habe sowohl 72 Stunden als auch 48 Stunden vor der Urinprobe eine große Menge Rindfleisch in einem Restaurant in Las Vegas konsumiert“, erklärte der Schweizer. Auch bei US-Rekordhalterin Shelby Houlihan (1500 und 5000 Meter) war 2021 das Fleisch schuld am Nandrolon-Test. Ein Foodtruck reichte ihr nicht wie bestellt Rind, sondern Fleisch von einem unkastrierten Eber.

Besonders perfide argumentierte Ex-Radprofi Tyler Hamilton 2004. Die fremden Blutzellen seien von seinem noch vor der Geburt gestorbenen Zwillingsbruder produziert worden. Später gestand er die Lüge. Auch gut: die ehemalige deutsche Mountainbike-Fahrerin Ivonne Kraft. Der Asthma-Inhalator ihrer Mutter sei explodiert. Vor Schreck habe sie „Huch“ gesagt und versehentlich etwas inhaliert. Die Folge: Das Asthma-Mittel Fenoterol in ihrem Blut. Fast schon lustig: Die Erklärung von Sprinter Dennis Mitchells für seine zu hohen Testosteronwerte. Er habe in der Nacht vorher viermal Sex gehabt: „Die Lady hatte Geburtstag, sie verdiente etwas Besonderes.“

Warum die WADA nach all den Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte nicht genauer nachfragte? Kann nur sie selbst erklären. Der Fan jedenfalls darf sich auch weiterhin am Einfallsreichtum „erfreuen“. Womöglich sogar schon bald in Paris.

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