„Sebastian neben Max? Das wollte ich ihm nicht antun“

von Redaktion

Red-Bull-Chefberater Helmut Marko über Jahrhunderttalent Verstappen und ein Vettel-Comeback

Erfolgsteam: Red-Bull-Chefberater Helmut Marko mit Max Verstappen. © IMAGO

Budapest – Wechselt Max Verstappen am Ende doch zu Mercedes? Diese Schlüsselfrage beschäftigt auch beim Grand Prix in Budapest (So., 15 Uhr, RTL) die Formel 1. Unsere Zeitung sprach mit Red-Bull-Chefberater Dr. Helmut Marko, der das Ausnahmetalent aus den Niederlanden, für ihn schon jetzt einer der besten Piloten aller Zeiten, unbedingt halten will.

Herr Dr. Marko, die Formel 1 gilt auch in der heutigen Zeit noch als „Männersportart“, trotz aller Bemühungen um Diversität. Vor Kurzem hat sich Ralf Schumacher dazu bekannt, einen Mann zu lieben. Wie denken Sie über sein Coming-out?

Helmut Marko (81): Das ist extrem mutig von ihm. Ich kann ihm dazu nur gratulieren. Meine Hochachtung davor.

Dietrich Mateschitz galt auch als mutig und visionär, bei allem, was er getan hat. Sie waren sein Freund und sehr enger Vertrauter. Was hat sein Tod bei Red Bull verändert?

Dazu muss man wissen: Dietrich hielt 49 Prozent der Firmenanteile und hatte das uneingeschränkte Sagen. Er war ein unglaublicher Visionär und extrem optimistischer Mensch. Plötzlich war er weg. Das hätte jede Firma vor große Probleme gestellt. Jetzt ist Red Bull anders aufgestellt. Es gibt, wenn man so will, keinen Alleinherrscher mehr, sondern drei Geschäftsführer. Das Wichtigste: Der Spirit ist noch da. Es braucht alles noch ein wenig Zeit. Was ich sehr schade finde: Dass Dietrich die enorme Weiterentwicklung seines Jahrhunderttalents Max Verstappen nicht mehr miterleben kann.

Wie geht Max Verstappen mit den Machtkämpfen um, die zum Teil in der Öffentlichkeit ausgetragen werden?

Souverän. Er zieht sich, wenn es sein muss, in sein Motorhome zurück, lebt in seiner eigenen Welt. Ihm ist aber auch klar geworden, dass das Team zusammenhalten muss, wenn man weiter erfolgreich sein will, und er bringt das dann auch deutlich zum Ausdruck.

Adrian Newey verlässt das Team, andere, könnten folgen. Wie will Red Bull unter diesen doch sehr schwierigen Umständen weiter an der Spitze bleiben?

Indem eben der Zusammenhalt weiter gewahrt und gepflegt werden muss. Nur so kann man einen Vestappen halten.

Wie ist sein Vertrag?

Max hat einen Vertrag bis Ende 2028. Wie bei jedem Fahrervertrag gibt es Klauseln. Über allem steht: zusammen mit Max auch in Zukunft so viel Erfolge wie möglich zu feiern. Deshalb muss das ganze Team schauen, dass ein Wechsel gar nicht zur Diskussion steht.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff macht keinen Hehl draus, dass er Verstappen haben will …

Max ist ein Erfolgsgarant, der Unterschiedsfahrer schlechthin. Er hätte in dieser Saison auch im Ferrari, Mercedes oder McLaren gewonnen. Wenn wir ihn nicht schon hätten, würden wir uns auch um ihn bemühen.

Wie gut ist der Red Bull?

Von den sieben gewonnenen Rennen bisher gehen sicher vier auf das Konto von Max.

Sebastian Vettel hat vier Titel in Folge für Red Bull gewonnen. Ist Max nochmals viel besser?

Eigentlich sollte man keine Vergleiche ziehen. Aber Max hat eine dermaßen souveräne Performance, eine Übersicht und die Gabe, das Limit zu verschieben, das ist einzigartig. So was habe ich noch nicht erlebt. Max ist erst 26 und trotzdem muss man ihn jetzt schon zu den absolut Besten aller Zeiten zählen.

Sie haben gesagt, dass Vettel zum Comeback mit Red Bull bereit gewesen wäre. Warum war er keine Variante?

Sebastian ist schon zwei Jahre weg. Hülkenberg war auch länger weg, aber kein vierfacher Weltmeister, deshalb ist er noch viel hungriger. Und ganz ehrlich: Sebastian neben Max im Red Bull? Das wollte ich ihm nicht antun.

Könnten Sie sich Vettel bei Audi vorstellen?

Sie haben ja mit Hülkenberg einen Fahrer fix. Ich weiß nicht, welche Fahrerkonstellation sie haben wollen.


INTERVIEW: RALF BACH

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