ZUM TAGE

Die Bürokratie als Gegenspieler

von Redaktion

DFL-Auslandsvermarktung

Dass Mpumalanga ein Spielort der Fußball-WM 2010 war, haben auch die vergessen, die damals dieses Turnier begleiteten. Das Stadion von Mpumalanga aber scheint sich gut gehalten zu haben, das kann man den Bildern entnehmen, die am Samstag rund um das Spiel des tansanischen Teams Young Africans und des FC Augsburg entstanden sind. Man sieht Tausende von intakten Sitzschalen. Das ist ein gutes Zeichen, die einstige WM-Arena wird gepflegt. Es ist allerdings auch ein schlechtes Zeichen: Dafür, dass ein stabiler deutscher Bundesligist, der gerade in seine 14. Spielzeit in der höchsten Klasse geht, in Südafrika halt niemanden interessiert. Lediglich ein paar hundert Zuschauende wurden gezählt.

Was der FCA dort überhaupt will? Nun, die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat ihn hingeschickt, die Reise wird bezuschusst, das kommt dem qua schwäbischer Kaufmannsschule sparsamen Club entgegen. Die Augsburger wollen allerdings auch konstruktiv mitwirken an einer besseren Auslandsvermarktung des deutschen Fußballs. Sie zählten zu den Vereinen, die den Einstieg eines Investors haben scheitern lassen, erkennen aber, dass man nicht jede Verpflichtung auf den Großen der Branche abladen darf. Mit den Bayern (Südkorea), Dortmund (Thailand, Japan), dem VfB Stuttgart (Japan) und Leipzig (USA) sind vier der fünf Champions-League-Teilnehmer in DFL-Mission unterwegs, mit Eintracht Frankfurt, dem Europa-League-Sieger von 2022, zudem eine internationale Halbberühmtheit, die in den USA und Mexiko vorspielt. Dazu dann eben auch der FCA in Südafrika.

Die Spieler freuten sich auf den nahen Krueger-Nationalpark – zumindest die, die es bis nach Südafrika schafften. Zwei Augsburger, die Kroaten Kristiijan Jakic und der neue Torwart Nediljko Labrovic, erlebten eine Behörden-Safari: Bei der Ausreise aus Deutschland wurden ihre Visa für korrekt befunden, bei der Einreise in Südafrika nicht. Sie wurden zurückgeschickt, erst nach Dubai, dann nach Frankfurt – und weder der Verein, dessen Chef Michael Ströll seinen Spielern demonstrativ nicht von der Seite wich, noch die DFL konnten die Passangelegenheit auf die Schnelle richten. Ein unschöner Vorfall aus Sicht des Trainers, der eine Saison vorzubereiten hat, und auch unter dem Umweltaspekt. Die Augsburger betreiben ein klimaneutrales Stadion und haben sogar einen eigenen Wald angelegt – da passt die Hin- und Herfliegerei nicht zum hehren Anspruch.

Da ist es dann auch nicht tröstlich, dass selbst der FC Bayern schon an die Grenzen seines Einflusses stieß: 2014 wurden die Visa für einen USA-Trip (Bundesstaat Oregon) nicht rechtzeitig fertig, Karl-Heinz Rummenigge blieb seinerzeit erst einmal am Boden. Die Bürokratie ist ein starker Gegenspieler. Und, siehe Augsburg, sie bleibt es.

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