Klartext in der Formel Zoff

von Redaktion

Bei Verstappen, Norris und Piastri liegen die Nerven nach einem wilden Ungarn-Rennen blank

Amtierender Weltmeister: Max Verstappen © Kisbenedek/AFP

Budapest – „Ihr habt mir diese Mist-Strategie gegeben. Ich versuche zu retten, was zu retten ist!“ So sauer war Max Verstappen lange nicht. Aber nach dem verkorksten Rennen in Ungarn liegen beim Weltmeister die Nerven blank – und zwar nicht nur bei ihm. Auch bei McLaren ist Feuer unterm Dach, die Fahrer Lando Norris und Oscar Piastri streiten sich um den Sieg. Nur Lewis Hamilton bleibt cool und freut sich über seinen Erfolg.

Von Abbitte für seine Wutanfälle, Flüche und Vorwürfe ans eigene Team wollte Max Verstappen auch mit etwas Abstand nichts wissen, obwohl er so sehr geschimpft hatte, dass er in der TV-Übertragung zensiert wurde. „Ich denke nicht, dass wir uns entschuldigen müssen. Ich denke, dass wir einfach einen besseren Job machen müssen“, sagte Verstappen nach dem Rennen. „Ich weiß nicht, warum die Leute meinen, man dürfe nicht deutlich über den Funk sein“, fügte er beim englischen Sender Sky Sports hinzu: „Das ist Sport. Wem es nicht gefällt, der soll zu Hause bleiben.“

Sinnbildlich für Verstappens angegriffenes Nervenkostüm steht sein Crash mit Lewis Hamilton. In Runde 63 kollidierte er mit seinem alten Rivalen, zum Glück ohne Konsequenzen. Die Schuldfrage war für die meisten Experten schnell geklärt: Der Niederländer fuhr zu brachial in die Kurve, verbremste sich und flog nach einer Berührung mit Hamiltons Vorderreifen ab. Nur Verstappen sah das etwas anders: „Lewis hat beim Anbremsen einfach weiter nach rechts gelenkt, und darum haben meine Räder blockiert, weil ich das Manöver machen wollte, aber gesehen habe, dass das Auto außen in meine Richtung kommt“, sagte der Red-Bull-Pilot mit Blick auf Hamilton. Der nahm die Vorwürfe gelassen: „Es fühlte sich wie ein Rennunfall an. Es ist einfach, so einen Fehler zu machen, von daher denke ich nicht, dass es irgendwelche Anfeindungen geben sollte.“

Will sagen: Verstappen wirkt auf der Strecke auf einmal wieder, wie er vor seiner dominanten Zeit meist war: extrem aggressiv, reizbar und nicht mehr so kontrolliert und unangreifbar. Ob es so weitergeht? Schon am kommenden Wochenende wird sich beim Fast-Heimrennen in Spa – Verstappens Mutter ist Belgierin – zeigen, ob das nur eine Momentaufnahme ist oder zum Dauerzustand im WM-Kampf der restlichen Saison wird.

Und auch bei den beiden McLaren lief es nicht ganz rund. Zum letzten Boxenstopp wurde erst der Zweitplatzierte Lando Norris hereingerufen – dadurch konnte er seinen Teamkollegen Oscar Piastri überholen, der als nächster in die Box geholt wurde. Mehr als 20 Runden lang diskutierte Norris danach mit seinem Renningenieur, bis er endlich seine Position an den Australier zurückgab. Der hatte schon den Start gewonnen und dominierte das Rennen – bis zum letzten Boxenstopp. Dank des Eingreifens des Teams kam Piastri doch noch zu seinem ersten Formel-1-Sieg. „Wenn man als Rennfahrer vorne ist, ist es nie einfach, die Position zu wechseln. So denkt kein Fahrer. Wir racen als McLaren, und das war die richtige Entscheidung“, erklärte McLaren-Teamchef Andrea Stella bei Sky die Entscheidung.

Damit ist die Linie klar bei McLaren: Eine Weltmeisterschaft zu gewinnen, ist Teamwork – mit Streitereien wird Norris die 76 Punkte Rückstand auf Verstappen sicher nicht aufholen.

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