Kompany macht dicht

von Redaktion

Über Einzelspieler und Hoeneß redet der neue Bayern-Coach nicht: „Nicht meine Aufgabe“

Fokus auf dem Platz: Kompany stellte klar, dass harte Arbeit in seiner DNA liegt. © IMAGO

München – Als die Stars des FC Bayern am Montagnachmittag im „Althoff Hotel Überfahrt“ vorfuhren, waren Vincent Kompany und sein Staff schon da – und zwar lange. Denn der Trainer des FC Bayern durfte die traumhafte Kulisse am Tegernsee schon ein wenig länger genießen als seine Spieler. Bereits am Sonntag nutzten der 38-Jährige und seine engen Mitarbeiter die Gegenebenheiten bei einem internen Teambuilding-Tag voll aus. Es wurde genagelt, es wurde mit Pfeil und Bogen geschossen, den Wallberg hat die Truppe schon erklommen. Ein wunderbarer Start in die Tage, die den Grundstein für eine hoffentlich erfolgreichere Saison legen sollen. Aber: „Die Beine tun schon weh.“

Kompany musste lachen, als er diese Worte am Montag sprach. Überhaupt war der Coach bester Laune, als er zum Start des dreitägigen Camps das Podium im Team-Quartier am Südufer betrat. Der neue Job macht diesem Mann Spaß, das sieht man als Außenstehender, das spüren die Spieler auf dem Platz. Und an diesem Fakt können auch die Worte von Uli Hoeneß nichts ändern, die Kompany seit Sonntag kennt. Zusammengefasst hatte der Ehrenpräsident bei einem Auftritt in Seligenporten gesagt: Keine weiteren Einkäufe, wenn es keine Verkäufe gibt, Stichwort: „Kein Geldscheißer.“ Und Kompanys Antwort lautete: „Ich bin nicht hier, um darüber zu reden, was Uli Hoeneß gesagt hat. Ich respektiere ihn sehr, aber meine Aufgabe ist meine Arbeit und mich darauf zu konzentrieren.“

Als diese Worte gesprochen wurden, saßen Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund nur ein paar Meter entfernt. Kompany verwies bewusst auf das Duo, das die sportliche Verantwortung trägt, er selbst sei für Fragen dieser Art der Falsche: „Einkauf, Verkauf, das ist nicht mein Job. Es ist ganz einfach: Ich bin für jeden Spieler hergekommen, jeder hat Talent“, führte der Belgier aus. Immer wieder wechselte – wenn es wichtig wurde – von seinem sehr guten Deutsch ins Englische, immer wieder betonte er, über Individuen nicht sprechen zu wollen. „Namen gehören nicht zu meinem Denken“, vielmehr erfreue ihn, dass jeder „sehr viel Hunger zeigt“. Denn genau das ist das A und O unter Trainer Vincent Kompany: „Wir haben 60, 70 Spiele, wir brauchen alle Spieler. Es wäre ein Riesenfehler, über einzelne Spieler zu reden.“

Er hat das Team in der vergangenen Woche mit „sehr guter Arbeit“ schon ordentlich schwitzen lassen, im Stadion am Birkenmoos in Rottach-Egern soll das harte Training weitergehen. „Wir wollen die Spieler fit haben, darauf liegt der Fokus in der Vorbereitung“, sagte Kompany, der im Training bei jeder Übung mitgeht. Im Kopf kickt er noch mit. Daher stellte er sieben Wochen nach seiner offiziellen Vorstellung auch nochmal klar, wie er den FC Bayern zurück in die Spur führen will: „Harte Arbeit ist eine Sache, bei der es keine Kompromisse gibt.“ Ausrufezeichen!

Darauf können sich diejenigen einstellen, die schon dabei sind. Aber auch diejenigen, die aktuell noch von Kompany „in Ruhe gelassen“ werden, um die Strapazen mit den Nationalteams zu verdauen. Der Blick geht nicht mehr zurück, „ich will nicht viel über die Vergangenheit reden“. Aber Kompany hat auch die Erfahrung gemacht, dass Spieler wie etwa Leon Goretzka oder Serge Gnabry nach schweren Spielzeiten „eine Reaktion zeigen“. Wichtig sei, „gemeinsam diese Reaktion zu zeigen“. Und jeden spüren zu lassen, „dass wir richtig Bock haben“.

Das gilt übrigens auch in Zeiten, in denen es mal ungemütlich wird. So wie bei Kompanys Abstieg vom Wallberg. Die Beine brannten, erzählte er, aber am Ende war er wieder: im Tal.
HANNA RAIF, PHILIPP KESSLER

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