Mit Tour-Rückeenwind nach Paris: Nils Politt. © Imago
Nizza – Nach drei Wochen brutaler Schinderei genossen Tadej Pogacar und Nils Politt die gemeinsame Party im legendären Nachtleben von Nizza. Bis in den Montagmorgen stießen Politt und der Rest des UAE-Teams auf Pogacars dritten Toursieg an, dann trennten sich die Wege des Superstars und seines „Bodyguards“. Aber nicht für lange: Bei Olympia in Paris werden beide Gegner sein – voraussichtlich.
„Es waren harte, aber schöne Tour-Wochen. Wir haben als Team super zusammengearbeitet“, sagte Politt, „jetzt freue ich mich aber riesig auf Olympia, das werden schließlich meine ersten Spiele.“
Der 30 Jahre alte Kölner hat auf dem Weg nach Paris riesige Euphorie im Gepäck. In Nizza schloss er am Sonntag den schmächtigen Champion Pogacar gleich nach dessen Zieleinfahrt an seine breite Brust, trug ihn dann in der Jubeltraube auf den Schultern, so wie er ihn durch die dreiwöchige Rundfahrt (mit)getragen hatte.
„Es motiviert einfach, wenn man so einen Leader in den eigenen Reihen hat“, sagte Politt. So mutierte der 1,92-m-Hüne bei der Tour zum Bergfahrer, kraxelte die Bergriesen wie Tourmalet und Bonette als Tempomacher an der Spitze des Pelotons derart flott hinauf, dass Spezialisten wie der österreichische Vorjahresachte Felix Gall hinten rauspurzelten.
„Nils hat einen Riesenjob gemacht, wurde jeden Tag besser“, staunte selbst Pogacar. Dass Politt am Ende Gesamtplatz 75 mit rund vier Stunden Rückstand belegte: völlig egal. Er fuhr nicht auf eigene Rechnung. Im olympischen Straßenrennen am 3. August (das Zeitfahren am Samstag bestreitet Max Schachmann als einziger Deutscher) hat Politt hingegen alle Freiheiten.
„Wenn ich jetzt gesund bleibe und Luft ranlasse, dann wird die Form auch gut sein. In zwei Wochen kann man sich gut erholen“, sagte Politt. Dem Klassiker-Ass dürfte der selektive Kurs im Pariser Umland liegen. Zu den Medaillen-Favoriten zählt Politt aber sicherlich nicht. Anders Pogacar, der mit einem Olympia-Sieg Historisches erreichen könnte.
Doch kreuzt der Tour-Sieger überhaupt in Paris auf? Am Sonntagabend reagierte er ausweichend auf entsprechende Nachfragen. „Ich bin sehr müde und möchte jetzt nicht über Olympia sprechen“, sagte der 25-Jährige. Weil sich die Chancen auf Olympia-Gold aber nur alle vier Jahre bietet und Pogacar eben der Prototyp eines Vollblutrennfahrers ist, wäre es keine Überraschung, wenn er am 3. August dann doch grinsend an der Startlinie steht. Als Konkurrent von Politt.
SID