ZUM TAGE

Die Basketballer als Vorbild

von Redaktion

Deutsches Olympia-Team in Paris

Wer der Meinung ist, dass Testspiele nichts wert sind, der hat am Montag das Basketball-Duell zwischen Olympiasieger USA und Überraschungs-Weltmeister Deutschland nicht gesehen. Natürlich ging es (noch) nicht um Gladiolen oder den Turnier-Tod, aber die vielen NBA-Helden in Reihen des Dreamteams pumpten sich selbst an der Seitenlinie auf, als würden sie schon um Gold spielen. Und das war auch nötig, denn diese nervigen Deutschen mit Anführer Dennis Schröder, ihrem Dreier-Shooter Andi Obst und Alleskönner Franz Wagner waren schon wieder kurz davor, den Superstars nach dem WM-Halbfinale 2023 die nächste Niederlage zuzufügen. Dass LeBron James am Ende etwas dagegen hatte, störte das DBB-Team (vorerst) wenig. Die Jungs von Gordon Herbert präsentierten sich als eingeschworener, harmonischer und gut eingespielter Haufen. Genau die Attribute, die es braucht, um scheinbar übermächtige Individuen zu besiegen.

Auf ähnliche Auftritte setzt auch DOSB-Präsident Thomas Weikert. Die vielen Mannschaften, die sich ein Ticket erkämpft haben, sollen mit ihrem Spirit auf das gesamte Team abfärben. Eine Wirkung, die in der Tat nicht zu unterschätzen ist. Nicht umsonst löst auch die erste Medaille meist den mentalen Knoten. Und auch wenn viele Einzelsportler vermeintlich in erster Linie um ihr eigenes Ergebnis kämpfen, fühlen sie sich in der Gruppe sehr wohl. Das haben die Turn-Männer um Hero de Janeiro Andreas Toba 2016 in Rio gezeigt oder auch das Judo-Team 2021 in Tokio. Selbst die finanziell viel, viel besser gebetteten Fußballer haben die Kurve vor und zur Heim-EM über den Teamgeist bekommen. Das Auftreten und auch das unglückliche Ausscheiden gegen den späteren Titelträger Spanien war mit den kläglichen Auftritten der vergangenen Turniere nicht zu vergleichen.

Auch Boss Thomas Weikert ist das DOSB-Erscheinungsbild besonders wichtig. Und er hat Recht, wenn er Medaillen nicht über alles stellt. Aber dennoch werden die meisten Helden-Geschichten im Sport über Erfolge erzählt. Und dafür sind harte Arbeit und ein entsprechender Wettbewerbsgedanke nötig. Diesen Ansatz sollte man in Deutschland fördern und fordern und trotzdem Leistungen wertschätzen, die nicht für Edelmetall reichen. Die dafür nötige Sport-Reform tritt fast seit Jahren allerdings auf der Stelle. Die Arbeit der (Sport-) Politik: nicht gerade olympiareif.

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