Kriegt Max wieder die Kurve?

von Redaktion

Marko bleibt bei Red Bull – deswegen darf Verstappen nicht zu Mercedes

Der Star und sein Mentor: Weltmeister Max Verstappen (li.) und Red-Bull-Chefberater Helmut Marko. © Imago

Zandvoort – Ausgerechnet vor seinem ersten von beiden Heimrennen in den Ardennen-Hügeln von Spa befindet sich Weltmeister Max Verstappen (26) in einer emotionalen Talfahrt. Belgien ist das Heimatland seiner Mutter Sophie, der Große Preis kommenden Sonntag ist das letzte Rennen vor der Sommerpause. Die zweite Saisonhälfte wird mit dem Großen Preis der Niederlande in Zandvoort eröffnet. Doch im Gegensatz zu den letzten Jahren hält sich die Freude des Weltmeisters auf seine Wohnzimmer in Grenzen. Es kracht zu sehr hinter den Kulissen im Red-Bull-Gebälk. Chefberater Helmut Marko gibt im Gespräch mit unserer Zeitung zu: „Max ist richtig sauer. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass seine Stimmung wieder besser wird. Unser Auto muss wieder besser werden. Leider haben die Updates nicht so funktioniert, wie wir wollten.“

Macht es sich Marko da nicht zu einfach? Denn alleine sportliche Gründe sind es nicht, die Verstappen gerade an sein emotionales Limit bringen. 76 Punkte Vorsprung hat Verstappen in der WM-Wertung vor seinem härtesten Konkurrenten, dem britischen McLaren-Piloten Lando Norris. Bei elf noch zu fahrenden Rennen kaum aufzuholen – auch wenn McLaren im Moment das klar schnellere Auto hat.

Unsere Zeitung erfuhr, warum Verstappen wirklich sauer ist und sich vom Team im Stich gelassen fühlt. Sein Frust entlud sich beim letzten Rennen in Ungarn, als er Fünfter wurde. Während des Rennens stritt er heftig über Bordfunk mit seinem Renningenieur Gianpiero Lambiase. Die ständigen Machtkämpfe im Team, ausgelöst von Teamchef Christian Horner, der schließlich zum Abgang von Technikgenie Adrian Newey führte, schlugen Verstappen aufs Gemüt. Offen dachte er über einen Wechsel schon 2025 zu Mercedes nach. Der wegen einer persönlichen Klausel in Verstappens Vertrag möglich war. Sollte Marko, Verstappens Förderer und Vertrauter, keine entscheidende Funktion mehr im Team haben, wäre der Niederländer frei. Marko, genervt von den Querelen um Horner, wäre auch laut internen Quellen bereit gewesen, Verstappen nicht im Wege zu stehen und ihm durch einen Rücktritt einen Wechsel zu ermöglichen. Das hat sich jetzt geändert. Marko verlängerte seinen Red-Bull-Vertrag bis Ende 2026 – die Angst Verstappen zu verlieren, hat dazu geführt, dass die Red-Bull-Bosse Marko wieder mit mehr Macht ausstatteten und er so letztendlich den Machtkampf mit Horner gewonnen hat. Seine Signale sind klar: Er bleibt bei Red Bull und damit kann Verstappen nicht mehr wechseln und muss bleiben – ob er will oder nicht. Der aber fühlt sich ausgerechnet von seinem größten Vertrauten im Stich gelassen.

Dessen ist sich Marko auch bewusst. „Jetzt geht es darum, das Auto wieder zu verbessern und Max ein gutes Gefühl zu geben. Dann hat er keinen Grund mehr, über einen Wechsel nachzudenken. Die Gemüter werden sich auch wieder beruhigen. Er ist der beste Fahrer in der Formel 1. Er macht den Unterschied. Er weiß auch, dass wir das wissen.“

Aber ist es auch so einfach? Kann man einen Fahrer wirklich halten, der nicht mehr will? Vom Vertrag her ja (läuft noch bis 2028). Die Alternative für Verrstappen wäre, seine Karriere zu beenden. Bleibt für Red Bull nur zu hoffen, dass sich die Gemüter wieder beruhigen und es nicht so weit kommt.
RALF BACH

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