Verkaufen, wir müssen verkaufen!

von Redaktion

Eberl: Matthäus kritisiert Hoeneß-Aussagen

Ständig am Handy: Max Eberl und Christoph Freund sind nah an der Mannschaft, basteln aber im Trainingslager auch am Kader. © IMAGO

Rottach-Egern – Der Weg vom „Althoff Hotel Überfahrt“ zum Training ist in Rottach-Egern auf diversen Gefährten zurückzulegen. Während Max Eberl gestern das Fahrrad nahm, um die Einheit am Birkenmoos zu beobachten, saß er am Montag kurzzeitig in der Klemme. Minutenlang war der Sportvorstand des FC Bayern schon vor Ort, weil es aber regnete wie aus Eimern, waren die letzten Meter einfach nicht möglich. Eberl harrte also in seinem Auto aus, bis der Schauer vorbei war. Ein paar Minuten der Ruhe für den 50-Jährigen, ehe er sich wieder den Aufgaben widmen musste, die sein Posten mit sich bringt. Konkret heißen sie: Verkaufen, verkaufen, verkaufen.

Die Botschaft – gesendet von Uli Hoeneß – ist auch bei Eberl selbst angekommen. Über den Umweg der Öffentlichkeit, den der Ehrenpräsident am Sonntag gewählt hatte, aber auch intern. Er zieht seine Schlüsse selbst, er weiß, was zu tun ist, auch in Rottach-Egern sieht man Eberl viel mit Telefon am Ohr. Aber obwohl er selbst sich nicht beirren lässt von den „Kein Geldscheißer“-Aussagen von Hoeneß, werden sie in der Branche diskutiert. „Uli ist zwar der Macher des Vereins, aber er ist nicht mehr der Chef. Wir können Uli nicht mehr ändern, und er hat auch jedes Recht sich zu äußern“, schrieb etwa Lothar Matthäus in seiner „Sky“-Kolumne. Das große Aber folgte prompt: „Damit stiftet er häufig Unruhe.“ Machtworte von Hoeneß seien in Ordnung, Matthäus aber fragt sich: „Warum immer nach außen?“ Schon im Vorjahr hatte Hoeneß mit seinen Aussagen zu Harry Kane für mächtig Wirbel rund um das Trainingscamp am Tegernsee gesorgt.

Damals waren Eberl und Sportdirektor Christoph Freund noch nicht in der Verantwortung. Heuer, in ihrer ersten gemeinsamen Transferperiode, müssen sie liefern. Das fordert nicht zuletzt Hoeneß, dessen „Sorgen und Ängste“ laut Matthäus im Moment „wieder sichtbar werden“. In der Chefetage allerdings kam der Auftritt des Bayern-Machers in Seligenporten nach Informationen unserer Zeitung gut an, man teilt die Sicht von Matthäus nicht. Vielmehr ist man der Meinung, dass es dem sportlichen Duo durchaus guttun würde, den Druck nach drei Einkäufen und rund 124 ausgegebenen Millionen Euro zu erhöhen. Man hört hier und da auch leise Kritik an der Arbeit von Eberl heraus, die Kommunikation ist nicht immer einfach, für Kollegen sei er hin und wieder schwer zu erreichen und greifbar, heißt es. Das allerdings kann auch daran liegen, dass er viel beschäftigt ist. Denn der erste Kader für den Trainer Vincent Kompany ist freilich noch nicht fertig.

Eberl und Freund treten in Rottach-Egern viel im Doppelpack auf, sie sind im regen Austausch. Und Eberl strahlt auch aus, was er am Montagabend über das Stadion-Mikrofon bestätigte. „Mir geht‘s saugut, weil ich zu Hause angekommen bin und bei meinem Verein jetzt in verantwortungsvoller Rolle arbeite.“ Die bisher getroffenen Entscheidungen für Hiroki Ito, Michael Olise und Joao Palhinha fühlen sich „richtig gut an“. Trotz des Verkaufsdrucks bastelt Bayern an weiteren Neuzugängen. Französischen Medienberichten zufolge haben die Münchner ein zweites Angebot für Offensiv-Juwel Desire Doue (19) von Rennes in Höhe von 55 Mio. Euro inklusive Boni abgegeben. Dafür gibt es Interessenten für Noussair Mazraoui.

Eberl sprach in Rottach aus, was allen bewusst ist: „Am Ende zeigen die Ergebnisse, ob es funktioniert hat.“ Und vielleicht ist es ganz gut, dass er selbst sich am Höchsten messen lassen will: „Alles gewinnen“ sei das Ziel für die neue Saison: „Das habe ich beim FC Bayern gelernt.“

Um ganz oben anzukommen, gehören allerdings auch ungemütliche Zeiten dazu. Auf dem Feld, auf dem Transfermarkt – oder halt bei nicht enden wollendem Regen im Auto.
HANNA RAIF, PHILIPP KESSLER

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