ZUM TAGE

Ein starkes Zeichen

von Redaktion

Fahnenträger Dennis Schröder

Die Geschichte von Dennis Schröder ist eine unwahrscheinliche. Als Kind skatete er, wann immer er konnte. Am liebsten im Braunschweiger Prinzenpark. Diejenigen, die in Braunschweig auf dem Board stehen, treffen sich an der Halfpipe am Obelisken-Denkmal. Das ist noch heute so. Aber skaten ermüdet irgendwann. Die ständige Hocke, die ständigen Sprünge, die ständigen Stürze – da braucht man Pausen. So auch Schröder und seine Jungs. Und weil direkt neben der Halfpipe ein Basketballplatz ist (die Linien auf dem Asphalt sind nur noch zu erahnen), füllten sie ihre Pausen eben mit Basketball. Einer von ihnen war schneller als die anderen und konnte vor allem besser dribbeln. Durch die Beine, hinterm Rücken, mit links und mit rechts.

Das sah auch Liviu Calin, damals Jugendtrainer, und nahm den elfjährigen Schröder mit zum SG Braunschweig. Was aus diesem Knirps werden würde, war natürlich nicht abzusehen. Und hätte sich nicht besser erträumen lassen: Bundesligaspieler und später NBA-Spieler in einer Zeit, in der zwar mit Dirk Nowitzki noch der größte deutsche Basketballer aller Zeiten in den USA spielte, sich sonst aber kein anderer Deutscher dort etablieren konnte. Später Nationalspieler und Weltmeister. Und nun Fahnenträger bei den Olympischen Spielen in Paris.

All das wäre beeindruckend genug, all das ist das Verdienst von Dennis Schröder, der vor allem ein verdammt guter Basketballspieler ist. Verdient hat er sich dieses Privileg vor allem dadurch. Doch am Freitag, wenn Dennis Schröder die deutsche Fahne schwenken wird, wird er auch ein Symbol sein, denn er wird der erste schwarze deutsche Fahnenträger sein.

Natürlich besteht da das Risiko, den symbolischen Wert von Momenten so sehr zu überhöhen, dass die Überhöhung eigentlich wieder nur die Bestätigung dessen ist, was die Symbolik des Moments eigentlich durchbrechen soll. Schröder selbst ist es aber, der die Bedeutung des Moments immer wieder betont.

In einem Interview mit dem „Spiegel“ sagte er: „Ich werde attackiert, weil ich schwarz bin, meine Frau Ellen, weil sie mit einem Schwarzen zusammen ist.“ Weiter erzählt er, dass seine Mutter aus Gambia stammt und als Einwanderin in die Bundesrepublik kam. „Und bei all dem Fremdenhass und den offen rassistischen Parolen im Internet und auf der Straße: Da ist es ein starkes Zeichen, dass jemand wie ich die deutsche Fahne tragen darf.“

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