Anna-Maria Wagner musste sich gewaltig verdrehen, um auf der riesigen Leinwand im Deutschen Haus die Videobotschaft ihres in Übergröße auftauchenden Fahnenträger-Kollegen verfolgen zu können. Doch im Schatten von Dennis Schröder saß die Judo-Weltmeisterin nur scheinbar: Smart und souverän plauderte Wagner zwei Tage vor ihrem großen Auftritt bei der Olympia-Eröffnungsfeier in Paris, spielte sich mit Schröder die Bälle zu – Sport-Deutschland scheint eine doppelt gute Wahl getroffen zu haben. „Als ich das erfahren habe, ist mir erstmal die Sprache weggeblieben“, sagte die 28-Jährige, die direkt vom Bahnhof ins deutsche Domizil im Stade Jean-Bouin geeilt war: „Das werde ich voll erst richtig realisieren, wenn ich dann die Fahne in der Hand halte.“
Mit Basketball-Weltmeister Schröder hatte Wagner noch nicht gesprochen: „Aber wir werden schon einen Plan schmieden, wie wir das mit der Fahne machen.“ Und Schröder, der seinen Job an der Fahne „ein wichtiges Statement für alle, die in Deutschland geboren sind, aber Wurzeln im Ausland haben“ nannte, sagte: „Ich werde mich mit ihr in Verbindung setzen – wir brauchen ja eine Taktik.“ Für ihre zweiten Sommerspiele hat Wagner freilich bereits eine Taktik. „Ich möchte beides trennen: Erst die Feier genießen und alles aufsaugen. Dann einen Cut machen und mich auf meinen Wettkampf fokussieren.