Dauser nutzt den Psycho-Trick

von Redaktion

Verletzung? Ach wo! Der Barren-Weltmeister zieht ins Finale ein

„Es ist ein Wunder, dass ich hier bin“: Nach der erfolgreichen Übung wurde Dauser emotional. © IMAGO

Mit einem breiten Grinsen lief Lukas Dauser durch das Deutsche Haus. „Es ist ein Wunder, dass ich hier bin, hier stehen kann und einen Wettkampf geturnt habe“, sagte er unserer Zeitung. Der Barrenspezialist zog mit 15,166 Punkten auf Rang fünf ins Finale ein, am 5. August geht es um die Medaillen.

Vor fünf Wochen hatte sich Dauser einen Müskelbündelriss im rechten Bizeps zugezogen, es war nicht klar, ob er es nach Paris schafft. „Ich habe keine richtige Vorbereitung absolvieren können. Das war super emotional, dass ich so eine Übung hinbekomme. Meine Vorbereitung bestand aus drei Übungen, die dritte war heute.“ Deshalb ging der erste Dank auch an Physiotherapeut Cyrus Salehi. „Er hat mich die letzten fünf Wochen nicht von der Liege gehen lassen. Dass ich hier bin, ist ein großer Verdienst von ihm.“ Der Weltmeister ging noch nicht ans Maximum, die Übung lief nicht perfekt. Aber es ging eben an diesem Tag auch nicht um Perfektion, sagte Dauser, sondern um den Schritt ins Finale. Cheftrainer Valeri Belenki sprach von einer „Wahnsinnsleistung, vor der ich den allerhöchsten Respekt habe.“

Teufelskerl Dauser inspiriert. Andreas Toba, für den die Wettkämpfe nach dem verpassten Mannschafts- und Reckfinale schon gelaufen sind, schwärmte von einer „krassen Performance. Das ist aus ganzem Herzen so verdient. Du bist ein Vorbild für alle Sportler auf dieser Welt und vor allem für mich.“

Vor dem Wettkampf nutzte Dauser einen Psycho-Trick, redete sich ein, dass er ja gar nicht verletzt sei, um sich komplett auf die Übung zu fokussieren. Schmerzen habe er keine verspürt. Dem Weltmeister bleiben jetzt neun Tage, um den Körper wieder noch mehr zu vertrauen. Salehi wird sich wohl auf Überstunden einstellen können.

Von der Konkurrenz gab es bereits die erste Ansage. Zou Jingyuan, Olympiasieger von Tokio 2020, führt das Feld souverän mit 16,200 Punkten an. Auch wenn im Finale alles perfekt läuft, wird der Chinese für Dauser wohl schwer zu knacken sein.

Aber daran denkt der 31-Jährige nicht, er ist zunächst mal überglücklich, überhaupt in Paris zu sein. Die Eröffnungsfeier verfolgte er vor dem TV (“kam nicht so krass rüber wie gedacht“), er will auch bei anderen Sportarten vorbeischauen. „Ich muss mich schon ordentlich kneifen. Es ist nach wie vor richtig krass, ich habe ein gutes Gefühl für das Finale.“
NICO-MARIUS SCHMITZ

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