Der letzte Tanz

von Redaktion

Angelique Kerber zögert ihr Karriere-Finale raus – Höchststrafe für Maria

Höchststrafe: Tatjana Maria verlor 0:6, 0:6 © dpa / F. Molter

Sie kann es noch: Jungmama Angelique Kerber (36). © dpa

Paris – Als die Zuschauer unter dem Flutlicht des Court Philippe Chatrier „Aux Champs-Elysées“ sangen, erlebte Angelique Kerber (36) einen der ersehnten Gänsehautmomente bei ihrem Abschiedsturnier. „Genau dafür habe ich mich die letzten Monate zurückgearbeitet, um diese Momente zu genießen“, schwärmte Kerber nach ihrem Olympia-Auftaktsieg gegen die frühere Weltranglistenerste Naomi Osaka.

Bei den Sommerspielen von Paris wird die erfolgreichste deutsche Tennisspielerin nach Steffi Graf ihre ruhmreiche Karriere beenden. Durch die starke Leistung beim 7:5, 6:3 zum Start darf sich Kerber mindestens noch auf das Zweitrunden-Einzel gegen die Rumänin Jaqueline Cristian freuen – und hofft auf mehr. „Der letzte Tanz ist noch nicht zu Ende“, kündigte die dreimalige Grand-Slam-Turniergewinnerin an.

Seit dem Comeback nach der Geburt ihrer Tochter Liana blieben die Erfolge bislang aus, bei allen drei Grand Slams dieses Jahres war in der ersten Runde Schluss. Mit ihrem gewohnten Kampfeswillen drehte sie nach holprigem Start jedoch noch die Partie gegen Osaka, die ebenfalls aus einer Babypause kommt. „Sie ist eine großartige Spielerin“, lobte die Japanerin ihre zehn Jahre ältere Kontrahentin: „Es ist traurig, zu sehen, dass sie geht.“

Via Instagram meldete sich Schwester Jessica mit einem emotionalen Brief. „Es ist kaum zu fassen, dass diese Ära zu Ende geht. Deine Hingabe und dein Ehrgeiz haben dich zu der großartigen Spielerin gemacht, die du heute bist“, schrieb sie. „Genieße diese letzten Schritte auf dem Platz.“

Osaka „traurig“ über Kerbers Abschied

Dass der Entschluss zum Rücktritt unumstößlich ist, bekräftigte Kerber nach dem ersten Einzelerfolg seit zweieinhalb Monaten deutlich. Gemeinsam ist die Silbermedaillengewinnerin von 2016 im Stade Roland Garros auch noch mit Laura Siegemund – eine der besten Doppel-Spielerinnen der Welt – im Einsatz. So darf sich Kerber an dem Ort, wo sie bei den French Open häufig Enttäuschungen erlebte, noch auf einen versöhnlichen Abschluss hoffen. „Am Ende werden Paris und ich doch noch Freunde“, scherzte sie.

Ein finaler Kerber-Triumph wäre aus deutscher Sicht ein Segen, denn Tatjana Maria und Tamara Korpatsch haben am Sonntag heftige Niederlagen kassiert. Die frühere Wimbledon-Halbfinalistin Maria, 36 Jahre alt wie Kerber, blieb beim 0:6, 0:6 gegen die Argentinierin Maria Lourdes Carle völlig chancenlos und musste die Höchststrafe im Tennis hinnehmen. Auch für die 29 Jahre alte Korpatsch war mit dem 2:6, 1:6 gegen die Chinesin Wang Xinyu schnell wieder Schuss. Im Doppel sind Korpatsch und Maria gemeinsam noch im Einsatz.
DPA

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