Hoeneß empfiehlt zweite Chance: Leon Goretzka. © dpa
Bayern will ihn als Abwehrchef: Jonathan Tah. © dpa
Neuanfang unter dem neuem Trainer? Serge Gnabry will sich unter Tuchel-Nachfolger Kompany durchsetzen. © IMAGO
München – Die Marschroute ist spätestens seit vergangener Woche klar. Nachdem Uli Hoeneß deutlich gemacht hat, dass der FC Bayern zunächst Einnahmen generieren muss, bevor neue Transfers eingetütet werden können, herrscht für Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund Verkaufsdruck .„Der FC Bayern hat keinen Geldscheißer“, beschrieb Hoeneß die Lage. Was der Rekordmeister jedoch hat, sind Spieler, die er zu Geld machen kann: Die Verkäufe der Wechselkandidaten Serge Gnabry (Marktwert: 40 Millionen Euro), Leon Goretzka (30 Mio.) und Matthijs de Ligt (65 Mio.) würden ordentlich Geld in die Kassen spülen, um den Weg für neue Transfers freizumachen.
Vor allem würden Abgänge der teils fürstlich bezahlten Spieler aber auch das Gehaltsgefüge wieder in Ordnung bringen. De Ligt verdient geschätzt knapp 16 Mio. Euro im Jahr, bei Goretzka (18 Mio.) und Gnabry (19 Mio.) soll das Gehalt sogar noch höher liegen. Ein Wechsel der Kandidaten würde die aufgeblähten Gehaltsstrukturen etwas entlasten und den Verantwortlichen auch für die Zukunft mehr Freiräume in der Kaderplanung geben.
Das Problem ist allerdings, dass zu einem Verkauf immer drei Seiten gehören. Der alte Verein, ein neuer Club – und die Spielerseite, die einem Wechsel zustimmen und somit auch die Konditionen eines neuen Vereins akzeptieren muss. Für die Wechselkandidaten des FCB bedeutet das, dass ein neuer Arbeitgeber neben der sportlichen Perspektive auch ein ähnlich dotiertes Arbeitspapier vorlegen muss – außer man ist bereit, finanzielle Einbüßen hinzunehmen. Droht dem FC Bayern nun also der Wechsel-Streik? Gnabry sagte vergangenen Freitag der „Süddeutschen Zeitung“: „Ich finde es, ehrlich gesagt, ein bisschen crazy, wie wild hin und her spekuliert wird, nicht nur über meinen Namen, sondern auch mit Namen meiner Mitspieler“, so der Angreifer. „Zumal wir alle gültige Verträge haben und nach wie vor auf höchstem Niveau Fußball spielen.“ Er habe „auch nicht gesagt, dass ich gehen will“, führte Gnabry aus. Stattdessen wolle er „wieder in Form kommen und so performen, wie man das von mir gewohnt ist.“
Bislang hegt auch Goretzka keine Wechselabsichten, Hoeneß hatte – trotz seiner Verkaufsforderung an die Bosse – die Tür für einen Verbleib zuletzt sogar selbst etwas geöffnet. „Im Leben bekommt man immer eine zweite Chance. Das gilt auch für ihn bei Bayern“, sagte Hoeneß. Gleichzeitig forderte er jedoch eine Leistungssteigerung: „Die letzten zwei Jahre waren nicht in Ordnung.“
Immerhin: Mit de Ligt und Noussair Mazraoui könnten gleich zwei Akteure zu Manchester United wechseln. Bislang gab es mit dem Premier-League-Club aber noch keine Einigung.
Derweil wird die Verpflichtung von Doublesieger Jonathan Tah Hängepartie. Nachdem in den Verhandlungen mit Bayer Leverkusen lange Stillstand herrschte, soll der FCB laut „kicker“ nun ein zweites Angebot abgegeben haben. Demnach sollen die Münchner knapp 20 Millionen Euro für den 28-Jährigen bieten, durch erfolgsabhängige Bonuszahlungen könnte die Summe auf 25 Mio. Euro ansteigen.
Einen Durchbruch im Tah-Poker stellte das Angebot jedoch nicht dar. Geschäftsführer Simon Rolfes sagte nach dem Bayer-Testspiel gegen Essen am Freitagabend: „Ich kann nichts dazu sagen. Es gibt keinen neuen Stand.“ Tah, der nach dem EM-Aus im Viertelfinale bis zuletzt Sonder-Urlaub hatte, reiste am gestrigen Sonntag mit der Mannschaft gemeinsam ins Trainingslager in Donaueschingen.
Nach Informationen unserer Zeitung hofft Tah selbst auf einen Transfer nach München. Sollte ein Wechsel in diesem Sommer platzen, könnte er Bayer nächstes Jahr ablösefrei verlassen. Rolfes gab sich jedoch gelassen. „Es ist ja nicht der Fall, dass er nicht gerne für Bayer 04 spielt.“
V. TSCHIRPKE