Erregende Eröffnung

von Redaktion

Lob für „Riesenshow“ – Kritik aus der Kirche wegen Abendmahl-Anspielung

Comeback nach Krankheit: Celine Dion. © AFP

Ein Ballon hob das Feuer in den Himmel. © Rasfan/AFP

Das Original: Leonardo da Vincis Abendmahl.

Blasphemie? Dragqueens posieren bei der Eröffnungsfeier wie auf Da Vincis letzten Abendmahl.

Als Celine Dion diese atemberaubende, historische und pompöse Feier unter dem Eiffelturm mit der „Hymne an die Liebe“ gekrönt hatte, verließen die Menschen durchnässt, aber glücklich das größte Theater der Welt. Über Paris leuchtete das Olympische Feuer, in den Augen der Athletinnen und Athleten, die ausgeharrt hatten, glänzte der schöne Schein.

„Die haben eine Riesenshow daraus gemacht, das war einfach genial“, schwärmte Boxer Nelvie Tiafack. Fahnenträgerin Anna-Maria Wagner erzählte hinterher von einem „tollen Erlebnis. Es war schön, dass es für so viele Menschen zugänglich war und man von rechts und links die Menschen gesehen hat. Es war eine tolle Atmosphäre.“ Angelique Kerber harrte sogar neun Stunden aus, um Celine Dion, die seit Jahren unter einer neurologischen Krankheit, dem sogenannte Stiff-Person-Syndrom, leidet, zu sehen. Das war zwar „sehr kalt“, sagte die Tennisspielerin, „aber sehr emotional“.

Für viele der 320 000 Zuschauerinnen und Zuschauer im strömenden Regen war es nicht immer ein Vergnügen. Zumal diesmal ein Trend der vergangenen Spiele auf die Spitze getrieben wurde: Es geht vor allem um spektakuläre Bilder fürs Fernsehen, vor Ort wirkt das Geschehen kleiner, unzusammenhängend. Wenn vor Nässe dann noch Videowände ihren Dienst quittieren, wie am Freitagabend, kann es mitunter frustrierend werden. Vor dem Bildschirm schauten die Massen gebannt zu (22 Millionen in Frankreich, 10 Millionen in Deutschland), an der Seine gaben einige Zuschauer vor dem Ende auf, auch viele Athleten hielten nicht bis zum Trocadero durch.

Kritik gab es unter anderem aus dem Vatikan. Bei der Show ging es unter anderem um Gleichheit, Brüderlichkeit und Respekt. „Dieses hohe Ideal wurde aber durch eine blasphemische Verhöhnung eines der heiligsten Momente des Christentums getrübt“, sagte Kurienerzbischof Vincenzo Paglia. Der Geistliche ist Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, einer Einrichtung der katholischen Kirche für ethische Fragen. Er bezog sich auf eine Szene, die an Leonardo da Vincis berühmtes Gemälde „Das letzte Abendmahl“ erinnert, bei dem Jesus Christus und seine Apostel dargestellt sind. Bei der Zeremonie wurden die Apostel von Dragqueens verkörpert sowie einem Transgender-Model und einem fast nackten Sänger.

Vor Paglia hatten sich schon andere Kirchenobere entrüstet gezeigt, darunter die französische Bischofskonferenz. Der Passauer Bischof Stefan Oster, in der Deutschen Bischofskonferenz für den Sport zuständig, schrieb auf X von einem „queeren Abendmahl“, das „ein Tiefpunkt und in der Inszenierung völlig überflüssig“ gewesen sei.

Die Olympia-Macher wiesen die Kritik zurück und verwiesen auf die Kunstfreiheit. Organisationschef Tony Estanguet betonte, die Show habe zum Nachdenken anregen sollen und sei in ihren Grundlinien mit dem IOC abgestimmt worden. „Unsere Absicht war es nie, unverschämt zu sein“, so Regisseur Thomas Jolly.

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