ZUM TAGE

Die Sportler müssen es ausbaden

von Redaktion

Verschmutzte Seine

Wie setzt man möglichst medienwirksam 1,4 Milliarden Euro in den Sand? Einfach mal in Paris nachfragen. Das Prestigeobjekt Seine entwickelt sich nach den abgesagten Triathlon-Trainings und dem verschobenen Triathlon-Rennen immer mehr zur Lachnummer. Und am Ende leiden die Sportler unter den Träumereien der Verantwortlichen.

Der Gedanke war ja nobel. Die Wasserqualität der Seine nachhaltig verbessern, ab 2025 soll es drei Stellen geben, an denen die Öffentlichkeit wieder im Fluss schwimmen darf (seit 1923 verboten!). Plantschen für die Pariser. Und eben bei den Olympischen Spielen schon Wettkampfstätte für die Triathleten und Freiwasserschwimmer. Zumindest in den Gedanken der Stadt und der Olympia-Macher, die möglichst schöne Bilder liefern wollen. Die Spiele von 2024 sollen unter neuer Agenda besonders nachhaltig sein, nicht mehr Mega-Bauten sind das olympische Erbe, sondern in diesem Fall sollte es eine gesäuberte Seine sein.

Doch schon in der Vorbereitung zog sich die Ungewissheit wie ein Kaugummi. Sauber genug oder nicht sauber genug? Zu viel Strömung? Ach ja, und was ist eigentlich mit Autoreifen und Paletten, die sich den Weg durch den Fluss bahnen? Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo und Olympia-Organisationschef Tony Estanguet versuchten immer wieder zu beruhigen, es werde schon alles gut.

Doch für die Sportler war und ist es ein Spiel mit den Nerven. Wie soll der Wettkampf im Vorfeld visualisiert werden, wenn noch gar nicht klar ist, wo und wie er stattfindet? Florian Wellbrock sprach von Wut und Trauer, dass die Athleten so lange im Dunkeln gelassen werden. Eine Olympia-Mission ist über Jahre akribisch geplant, die Vorbereitung mit Höhentrainingslagern wird genau auf den Wettkampftag angepasst. Um dann um 4:30 Uhr morgens zu erfahren, wie bei den Triathlon-Herren, dass der für 8:00 Uhr geplante Start auf den nächsten Tag verschoben werden muss.

Die Verantwortlichen hätten sich vor den Spielen sicher sein müssen, ob die Seine nun Wettkampfstätte oder weiter Kloake ist. Aber für die Fotografen in den Fluss zu springen, wie es Hidalgo und Estanguet taten, nur um dann nach starkem Regen wieder zurückrudern zu müssen, wird den Sportlern und der Veranstaltung nicht gerecht. Diese amateurhafte Herangehensweise dürfen sich die Olympischen Spiele nicht erlauben. Es darf nicht sein, dass am Ende die Sportler den Größenwahn ausbaden muss, und dann auch noch im verschmutzten Wasser.

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