Unter Druck: Die 38-jährige Laura Ludwig. © IMAGO
„Es ist unbeschreiblich, wenn man da unten steht und alles groß wirkt“: Der Center Court vor dem Eiffelturm begeistert Athleten und Fans. © IMAGO
In der letzten Auszeit blickten Laura Ludwig und Louisa Lippmann dann doch mal hoch. Zuvor hatten sie versucht, all das auszublenden, die grandiose Atmosphäre, die grandiose Kulisse. „Es ist unbeschreiblich, wenn man da unten steht und alles sehr groß wirkt. Für mich ist das der schönste Center Court, auch in der Halle hatte ich nie eine ähnliche Kulisse. So viele Zuschauer, der Eiffelturm blinkt daneben, das ist einmalig“, sagte Lippmann.
Doch das Funkeln des Eiffelturms beflügelte nicht mehr. Am Ende stand ein 0:2 gegen die Französinnen Alexia Richard und Lezana Placette. 12 000 Zuschauer, die Franzosen stimmten die Marseillaise an, der Stadionsprecher heizte immer wieder ein. Und die Lokalmatadorinnen nutzten den Rückenwind, spielten nahezu fehlerfrei, setzten das deutsche Team von Beginn weg unter Druck. „Im ersten Satz haben wir zu viele Fehler gemacht, im zweiten Satz am Anfang auch. Am Ende des Spiels haben wir unsere Stärke bewiesen“, sagte Ludwig. Aber da war es eben schon zu spät. Die 38-Jährige konnte sich an keinen eigenen Aufschlag erinnern, der das gegnerische Team in Bedrängnis gebracht hat. „Sie haben uns keine Zeit gelassen, uns zu finden.“ Das Publikum spielte da natürlich auch eine Rolle, das von Ballwechsel zu Ballwechsel immer mehr spürte, dass sich hier doch eine kleine Überraschung anbahnt. Eine Stimmung, die auch einschüchternd wirken kann. „Das hat man ordentlich gehört, es hat geboomt“, sagt Ludwig. „Es war unglaublich, hat mega Bock gemacht. Die gehen total ab, es ist eine unglaubliche Kulisse. Es ist unbeschreiblich, wenn man da unten steht und alles sehr groß wirkt“, schwärmte Lippmann.
Das deutsche Duo Nils Ehlers und Clemens Wickler überzeugte hingegen. 21:15, 21:17 gegen die Franzosen Julien Lyneel und Rémi Bassereau, den Status als Medaillenkandidat untermauert. Es war mega geil, gerade auch das Spiel gegen Frankreich machen zu können“, sagte Wickler über die Atmosphäre: „Wir haben auch die deutschen Fans rausgehört, das hat uns ein bisschen Sicherheit gegeben.“
Für Ludwig und Lippmann wird es jetzt richtig ernst. Am Mittwoch warten die Europameisterinnen Nina Brunner/Tanja Hüberli (Schweiz), danach die EM-Zweiten Daniela Alvarez/Tania Moreno aus Spanien. Aber Ludwig bleibt cool. Es gebe jetzt erstmal viel Aufregung und Energie, die verarbeitet werden muss, dann wird wieder angegriffen. Die 38-Jährige hat sich im Hexenkessel an der Copacabana (“Da ist Beachvolleyball Leben“) bei den Spielen 2016 mit Kira Walkenhorst zur Goldmedaille gekämpft, insgesamt sind es ihre fünften Spiele. So schnell bringt die zweifache Mutter nichts aus der Ruhe. Und das nächste Spiel ist schon um 10:00 Uhr vormittags, der Eiffelturm wird nicht funkeln.
NMS