Charmanter Giftspritzer: Alex Bommes.
Bei Olympia haben nur absolute Hochleistungszuschauer eine Chance, die Creme de la Creme de la Television. Wer in der Vorbereitung gemurkst hat, hält nie und nimmer 17 Stunden am Tag Esther Sedlaczek und Alex Bommes durch – und dazwischen läuft manchmal ja auch noch Sport. Doch wer bis zum Wasserball-Knaller Ungarn – Japan aus Ballon d’Eau-sur-Seine und bis zum Nachtkanuslalom aus Crépuscule-de-Cascade wach bleibt, ist ein TV-Held. Es besteht allerdings die Gefahr, dass man durch exzessives Olympiaschauen langsam etwas schrullig und wunderlich wird. Hier unser Psychotest: Woran Sie merken, dass Sie zu viel Olympia aus Paris schauen.
Sie sind in der Früh unangemessen munter: Nach nur wenigen Stunden in der Maske schaut Esther Sedlaczek gegen sieben Uhr unterm Eiffelturm schon wieder skandalös nice und Sedlaczek-artig aus. Deshalb mutieren auch Sie zum frühen Vogel und begrüßen Ihre Familie euphorisch in Esther-Sprache: „Vielleicht liegt Ihr noch im Bett, vielleicht genießt Ihr auch schon Euren ersten Kaffee.“ Dazu stellen Sie sich unter den Strommast vor dem Haus, der Sie immer mehr an den Eiffelturm erinnert. So viel unangemessene frühe Munterkeit kommt aber bei der Familie oft nicht übertrieben gut an, man könnte Sie für plemplem halten.
Sie fassen ständig den Tag zusammen: Jede Stunde schicken Sie Ihrer Familie per WhatsApp eine Zusammenfassung der Ereignisse. Oder, um es mit Alex Bommes zu sagen: „Mit einem kurzen Eindruck der Einsortierung.“ Sie resümieren: „Frühstück gut gelaufen, aber Himbeermarmelade verschimmelt. 17 Minuten Stau auf dem Weg ins Büro, danach prima Besprechung mit Maier. Annalotta gut zum Reiten gebracht.“ Später blicken Sie wie Jochen Breyer voraus auf den restlichen Tag: „Wir haben heute noch viel vor, hier ein Überblick. Und danach das Heute-Journal mit Marietta Slomka und Heinz Wolf.“
Sie erfinden wunderliche Sportarten: Man blickt ja gar nicht mehr durch bei den ganzen Sportarten. Nach 13 Stunden aus Paris kauern Sie im Delirium vor dem Fernseher und fragen sich, wann endlich Beach-Handball, Fecht-Dressur, Mountain Swimming und Kanuriesenslalom kommen. Als absolutes Highlight fiebern Sie dem griechisch-römischen Gewichtheben entgegen.
Sie werden zynisch wie Bommes: Der Giftspritzer vom Ersten hat immer hübsche Sottisen parat. Wenn eine Fußball-Halbzeit ewig verlängert wird, stichelt der ehemalige Handballer: „Wie schnell so ne Stunde Fußball vergeht.“ Das geht Ihnen ähnlich, wenn Sie Minimalfrisur-Träger Fabian Hambüchen beim Zitronenkuchen-Backen sehen und sich spontan denken: „Bei dem kann wenigstens kein Haar in den Teig fallen.“ Oder wenn Schweini und Ana Grüße an Angie Kerber schicken und Sie sich fragen: „Wer ist die fremde Frau neben Basti? Weiß Esther davon?“
Sie schreiben Ihr eigenes Olympia-Changsong: Bei all der wunderschönen Musik aus Paris entdecken Sie den Gilbert Bécaud in sich, setzen sich ans Klimper-Klavier und schmachten Katrin Müller-Hohenstein an: „Fernsehen unterm Eiffelturm, die Welt dreht sich im Liebessturm. Beim ZDF der Absinth fließt, den Katrin mit dem Hahn genießt.“
Wenn Sie jetzt noch ein Stofftier aus dem Kinderzimmer klauen und neben sich auf die Couch setzen, dann stehen die kräftigen Männer mit den weißen Jacken fast schon vor der Tür.