Erste Einheit: Pavlovic in Seoul. © FC Bayern
Seoul – Sieben Stunden Zeitverschiebung, zwei Flüge durch die Nacht und jede Menge Jetlag: Die Südkorea-Reise des FC Bayern bedeutet für die Spieler extremen Reisestress. Wie die Spieler fit bleiben, erklärt der Sport- und Stressmediziner Dr. Milan Dinic im Interview:
Herr Dr. Dinic, fünf Tage Südkorea, mitten in der Vorbereitung. Was sagt ein Sportmediziner dazu?
Das klingt für mich, als müsste man vor allem einen Stressmediziner befragen (lacht.). Das ist wirklich eine große Stressbelastung und eine körperliche Herausforderung.
Wieso?
In Südkorea hat es deutlich über 30 Grad, dazu kommen 80 Prozent Luftfeuchtigkeit. Das bedeutet für jeden große Strapazen, auch für einen Sportler. In der kurzen Zeit wird auch vor Ort keine Anpassung stattfinden können, das heißt: Die Spieler gewöhnen sich nicht an die Zeitverschiebung, sondern spielen im deutschen Rhythmus und sind völlig übermüdet. Der Reisestress ist Gift. Man kann nur hoffen, dass sich niemand verletzt.
Seoul liegt sieben Stunden vor der deutschen Zeit.
Das heißt, dass es sich beim Anpfiff des Spiels gegen Tottenham um 20 Uhr Ortszeit für die Spieler anfühlt, als würden sie um 13 Uhr antreten. Das kann zu Irritationen führen.
Worauf müssen die Spieler und Betreuer achten?
Es geht vor allem um eins: trinken, trinken, trinken. Das ist das Wichtigste, um bei den Bedingungen vor Ort zurechtzukommen. Schließlich sorgt die Hitze in Kombination mit der hohen Luftfeuchtigkeit dafür, dass man sich mit dem eigenen Schweiß kaum abkühlen kann, die Luft ist schon gesättigt. Das kann für den einen oder anderen kreislaufmäßige Probleme geben.
Wie wirkt sich eine solche Marketingreise auf die Vorbereitung aus?
Aus sportmedizinischer Sicht ist es eher hinderlich als förderlich. Am wichtigsten ist es, jede Möglichkeit zum Regenerieren zu nutzen. Viel schlafen, außerdem für die richtige Ernährung sorgen. Mehr kann man nicht machen. Leistungssportler können all das leichter wegstecken als „normale“ Menschen – trotzdem müssen sie schon beißen.
Welche Verletzungen könnten auftreten?
Muskuläre Verletzungen und Bänderverletzungen häufen sich, wenn man noch nicht wieder im Trainingsrhythmus ist. Hitze und Überlastung sorgen schnell für Krämpfe. Außerdem gibt es den sogenannten Open-Window-Effekt (erhöhtes Krankheitsrisiko nach dem Training), der in einem neuen Land dafür sorgen kann, sich einen Infekt einzuholen.. Zum Beispiel an Flughäfen, wo ebenfalls Viren angesammelt sind.
INTERVIEW: V. TSCHIRPKE