„Problem beginnt im frühen Kindesalter“

von Redaktion

Schwimmt Bayern anderen Bundesländern hinterher? Bundestrainer Bünde: „Brauchen mehr Wasserfläche“

Einzige Bayerin im Schwimm-Team: Leonie Beck. © dpa

München – Die Olympischen Spiele in Paris sind in vollem Gange. Dabei präsentieren sich die deutschen Athletinnen und Athleten vor allem im Schwimmen überraschend stark. Mit Leonie Beck befindet sich allerdings nur eine einzige Bayerin im DSV-Aufgebot. Mangelt es an Nachwuchs?

26 Schwimmer (zehn Damen und 16 Herren) befinden sich in der französischen Hauptstadt, um eine der begehrten Medaillen mit nach Hause nehmen zu können. Nachdem man in den vergangenen Jahren alles andere als erfolgreich war, konnte sich Lukas Märtens bereits über 400 Meter Freistil die Goldene sichern: „Dass wir dieses Jahr wieder deutlich stärker sind, ist erfreulich, aber überraschend würde ich es nicht nennen. Auch vor Olympia konnten wir bereits tolle Platzierungen erzielen“, erzählt Olaf Bünde, DSV-Bundestrainer Freiwasser Nachwuchs, im Gespräch mit unserer Zeitung.

Apropos Freiwasser. Genau dort startet Leonie Beck, die einzige bayerische Vertreterin aus dem kompletten Aufgebot: „Ich traue ihr den ganz großen Coup zu, da sie sich ja auch bei der Welt-und Europameisterschaft durchsetzen konnte. Allerdings sind ihre Rennen immer brutal eng und es wird sicherlich spannend“, mutmaßt der Erfolgscoach, der in München arbeitet. Doch warum kommen eigentlich so wenig Athleten aus Bayern?

„Vorab muss man schon erwähnen, dass auch bei den vergangenen Olympischen Spielen wenige Sportler aus unserem Bundesland gekommen sind. Grundsätzlich beginnt aber das Problem bereits im frühen Kindesalter.“ Wolle man mehr Top-Talente ausbilden, müsse man sich eben auch um diese „früher kümmern und bemühen“, um sie in Bayern „halten“ zu können. Denn hier seien die infrastrukturellen Gegebenheiten in einem „super Zustand“. Auch ohne einen Bundesstützpunkt.

Oftmals sind den Verantwortlichen aber die Hände gebunden: „Wenn Eltern auf uns zukommen, um uns mitzuteilen, dass ihre Kinder in ein anderes Bundesland wechseln wollen, um dort schwimmen zu können, dann sind wir machtlos. Unsere einzige Möglichkeit besteht darin, die Jugendlichen von unserem Konzept zu überzeugen“, weis Bünde, der Bayern trotzdem auf einem „guten Weg“ sieht: „Beispielsweise hat sich nun ein junger Athlet, trotz anderer Angebote, für einen Wechsel nach München entschieden. Das spricht natürlich für Bayern.“

Zum Schluss richtet Bünde noch einen wichtigen Appell an die Politik: „Wir brauchen mehr Wasserflächen, um auf Dauer konkurrenzfähig zu bleiben. Dies gilt für ganz Deutschland, denn jedes geschlossene Frei- oder Hallenbad ist ein Rückschlag für unsere Arbeit. Keine Wasserflächen, kein Erfolg. Ganz einfach.“ Ob Bayern in vier Jahren bei den Spielen in LA schon mehr Sportler stellen wird? Man darf gespannt sein.
GABRIEL ZAUNSEDER

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