Autorität im Löwen-Tor: René Vollath, die neue, aus Unterhaching gekommene Nummer eins. © Sampics
Zwei Legenden eröffnen die neue Saison: Bubi Bründl und Dieter Ferner schleppen die Drittliga-Meistertrophäe. © Eibner
Treffer, versenkt: Saarbrückens Joker Patrick Schmidt steigt höher als alle Löwen und entscheidet das Spiel mit einem platzierten Kopfball. © Peter Schatz
Direkter Draht nach Abu Dhabi: Ismaik-Bruder Yahya saß auf der Tribüne und gab Infos per Telefon weiter. © M.i.S.
München – Eine Niederlage, ein Unentschieden, vier Siege. Seit ihrem Aufstieg in die 3. Liga waren die Löwen meistens gut bis sehr gut in eine neue Saison gestartet. Diese Serie ist am Freitagabend gerissen, denn gegen den Angstgegner 1. FC Saarbrücken gelang den Blauen ähnlich wenig wie in den letzten Vorbereitungsspielen. Die Viererkette vor René Vollath, der neuen Nummer eins, stand zwar bis zum 1:0-Siegtreffer durch Saarbrückens eingewechseltes Stehaufmännchen Patrick Schmidt (71.), doch wenn die Löwen den Ball hatten, fiel ihnen herzlich wenig ein. Bezeichnend: In der gesamten zweiten Hälfte erspielten sich die Gastgeber nicht eine zwingende Torchance, auch nicht nach dem Dreifachwechsel in der 73. Minute. Unter dem Strich steht eine verdiente Heimpleite, die zu denken gibt, wenngleich dem Pokalschreck aus dem Saarland hinter Dynamo Dresden seitens der Buchmacher die besten Aufstiegschancen beschieden werden.
Bevor es losging, wurden zwei Vereinslegenden auf dem Rasen des Grünwalder Stadions präsentiert. Kultlöwe Bubi Bründl (1965 – 68) und der verdiente Saarbrücker Dieter Ferner (1975 – 80) haben sich als Aktive zwar um ein paar Jahre verpasst, doch sie stehen für die besseren Zeiten der heutigen Drittligisten. In dieser Eigenschaft schleppten sie vor dem Anpfiff den Meisterpokal aufs Spielfeld, der dem Sieger der nun eröffneten 18. Drittligasaison winkt. Tosender Beifall aus beiden Kurven begleitete den kurzen Auftritt der Ehemaligen, auf zusätzliches Eröffnungs-Brimborium wurde verzichtet. Die Stimmung im Giesinger Abendlicht war auch so bestens – und zumindest in den ersten Minuten einer umkämpften Partie blieb sie euphorisch-erwartungsfroh.
Vor den Augen von Ismaik-Bruder Yayha und anderen 1860-Promis (Michael Köllner, Stefan Schneider, Tobias Schweinsteiger) legte sich die Begeisterung auf den Rängen allerdings schnell. Selber beschworen die Löwen in 90 Minuten nur zweimal Torgefahr herauf, früh durch einen Kopfball von Maximilian Wolfram (6.) und kurz vor der Pause durch ein Solo von Lukas Reich (37.). Auf der anderen Seite brannte Saarbrücken zwar auch kein Offensivfeuerwerk ab, doch je länger die Partie dauerte, desto deutlicher wurde die spielerische Unterlegenheit der Giannikis-Elf. Bitter für die neu aufgestellten Löwen, dass die erste Party der Saison vor der Ostkurve stattfand. Die Blau-Schwarzen aus dem Saarland feiern also auch überschwänglich, wenn sie den kleineren Club aus München niederringen.
Entsprechend zerknirscht wirkten die Löwen, als sie nach Gründen für ihren Fehlstart suchten. „In der ersten Halbzeit haben wir ein sehr gutes Spiel gemacht, hatten die Kontrolle, das Stadion war laut“, analysierte Vollath: „In der zweiten Halbzeit hatten wir dann nicht mehr so die Durchschlagskraft, haben kaum Chancen herausgespielt – und kriegen am Ende so ein Ding.“ Vollaths Lehre aus diesem Spiel: „Detailarbeit, Detailarbeit, Detailarbeit!“ Trainer Argirios Giannikis kommentierte: „Wir wissen, wo wir herkommen. Saarbrücken spielt schon länger zusammen. Das Ergebnis wird uns nicht umhauen, sondern noch mal anspitzen, die Sinne zu schärfen.“
Der Totopokal-Ausflug nach Oberfranken am Dienstag könnte helfen, den seit Wochen vermissten Torhunger zu wecken. Es geht zum Kreisligisten SSV Kasenbach (18.30 Uhr). Richtig ernst wird es dann am Sonntag wieder. Beim selbstbewussten Aufsteiger VfB Stuttgart II (16.30 Uhr) sollte nicht verloren werden, sonst drohen früh in der Saison unruhige Zeiten auf Giesings Höhen.
Zu Tränen gerührt war dagegen Matchwinner Schmidt, der sich vor elf Monaten bei einem 0:0 in Unterhaching schwer verletzt hatte (Schien- und Wadenbeinbruch). „Da bin ich wieder“, sagte er schluchzend bei MagentaSport: „Eine unfassbare Story!“
ULI KELLNER