Mit Rap zur Medaille

von Redaktion

Die Musik erinnert und beflügelt Wellbrock, der noch zwei Eisen im Feuer hat

Bereit: Florian Wellbrock. © dpa

Die 800 m? Verpatzt. Im Vorlauf raus. Mit der Strecke wird Florian Wellbrock einfach nicht mehr warm. Sie gibt ihm Rätsel auf, bringt ihn manchmal zum verzweifeln. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Am Samstag startet Wellbrock über die 1500 m Freistil, die erste Medaillenchance, nächste Woche die 10 km im Freiwasser, da ist er der große Favorit. „Der Wettkampf ist für mich erst mit der Abreise vorbei“, sagt der 26-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung: „Solange ich noch irgendwelche Starts offen habe, greife ich immer voll an und man sollte immer mit mir rechnen.“

Aufgeben ist keine Option, Rückschläge motivieren nur, das hat er auch von seinem Vater mit auf den Weg gegeben bekommen. Bei den Weltmeisterschaften in Doha Anfang des Jahres enttäuschte Wellbrock drei Rennen lang und sicherte sich dann doch noch die Silbermedaille über die 1500 m: „Egal ob im Sport, im Leben, im Privaten – es lohnt sich immer zu kämpfen. Aufgeben ist zu einfach und zu bequem. Aus Niederlagen kann man immer viel Kraft ziehen und viel lernen, um beim nächsten Mal noch besser zu sein.“

Dabei hilft dem Magdeburger auch die Musik. „Genieß dein Leben ständig, du bist länger tot als lebendig“, die Zeilen aus dem Lied „Fühl dich frei“ von Sido hat Wellbrock auf der rechten Brustseite tätowiert, auf der linken einen Flügel. Beides erinnert ihn an seine verstorbene Schwester Franziska, die mit 13 Jahren nach einem Schwimm-Wettkampf kollabierte. Mit Rap stimmt er sich auf seine Rennen ein, er nutzt es als Ablenkung, wenn es mal nicht gut läuft. „Musik ist ein schöner Ablenkungsfaktor, da taucht man in eine andere Welt rein. Das pusht schon und motiviert.“

Motiviert für das nächste Sommermärchen, so nannte er seine Spiele von Tokio mit Gold und Bronze. Zwei Medaillen sind auch das Ziel für Paris. . In einem fünfwöchigem Trainingslager in der spanischen Sierra Nevada wurde „richtig hart trainiert“, der Feinschliff für die Olympia-Mission.

Wellbrock ist einer, der nach vorne schaut. Die schönen Erinnerungen von Tokio haben keine Rolle mehr gespielt. Er hat sich immer und wieder ausgemalt, wie Paris aussehen wird. Nun ist er da. Konnte die 800m als „Einschwimmen“ nehmen, als Eintauchen in die gewaltige Atmosphäre der La Défense Arena. Genau da will er auf dem Treppchen stehen, die Eltern fiebern auf der Tribüne mit. „Für mich ist es immer wichtig, mit einem Andenken nach Hause zu fahren (lacht)“, sagt Wellbrock und spricht natürlich von Medaillen: „Das sind für mich die schönsten Momente, an der Siegerehrung teilzunehmen und alles zu genießen. Dafür investiert man so viel in den Sport.“
NICO-MARIUS SCHMITZ

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