Statt Edelmetall bleibt nur Frust

von Redaktion

Springreiter patzen in der Teamkonkurrenz – Hoffen auf Dressurkönigin „JBW“

Auch er konnte die Medaille nicht retten: Doch Philipp Weishaupt kann mit Zineday aufs Einzel hoffen. © Vennenbernd/dpa

Die letzten Ritte der Konkurrenz um die Medaillen schaute Bundestrainer Otto Becker auf einem großen TV-Schirm am Abreiteplatz. Der Traum vom deutschen Springreiter-Gold seit 24 Jahren oder zumindest einer Medaille war längst beendet, als die Briten den Olympiasieg bejubelten. Entsprechend geknickt zog der Coach nach Platz fünf sein Fazit: „Das ist natürlich eine Enttäuschung.“

Nicht nur Becker hatte sich nach einer fehlerfreien Qualifikation mehr erhofft. Nach dem Auftritt der deutschen Equipe im Schlossgarten von Versailles stellte er fest: „Auch heute waren sie gut, das hat die Truppe nicht verdient.“ Zugleich räumte Becker ein: „Die anderen waren heute besser.“

Schon in der zweiten von drei Runden endete für Deutschlands Springreiter der Traum vom Gold. Als nach Startreiter Christian Kukuk auch Richard Vogel mit seinem Pferd United Touch patzte, musste das deutsche Trio die Hoffnungen auf den ersten Olympiasieg seit 2000 in Sydney frühzeitig abschreiben. Hinter Großbritannien holte die USA Silber, Bronze ging an Frankreich.

Mit betretenen Mienen trottete die deutsche Delegation von der 15 000 Zuschauer fassenden Anlage in die Stallungen zurück. Insgesamt acht Strafpunkte waren einfach zu viel, um in den Medaillenkampf eingreifen zu können. Daran änderte auch der fehlerfreie Auftritt des EM-Zweiten Philipp Weishaupt zum Schluss nichts mehr.

Der39-Jährige aus Riesenbeck ritt mit Zineday souverän durch den Parcours – doch für Edelmetall reichte das nicht mehr. „Mit meiner Leistung bin ich zufrieden. Aber es hat heute ein wenig gefehlt. Wir haben es nicht so hinbekommen wie in der Qualifikation“, sagte Weishaupt.

Dabei war das deutsche Trio nach der Leistung am Vortag als Topfavorit in das Finale gestartet. Nur Deutschland hatte in der Qualifikation null Strafpunkte – doch als darauf ankam, ging das Team von Bundestrainer Becker vor der königlichen Kulisse leer aus.

„Ja klar, das ist schade gewesen“, sagte Kukuk mit Blick auf die makellosen Runden in der Qualifikation. „Aber das ist Vergangenheit. Wir wussten, wie der Modus ist.“ Am Freitag ging es aufgrund des neuen Olympia-Reglements für alle wieder bei null los. „Darüber muss man jetzt nicht diskutieren“, sagte der Bundestrainer. Nun gibt es noch Chancen im EInzel am Montag und Dienstag. Weishaupts Ziel ist klar: „Da will ich meine Medaille!“

Schon vorher bleibt die Hoffnung auf die Dressur-Equipe, die als haushoher Favorit in den Grand Prix Special am Samstag (10 Uhr) geht. „Wir sind nicht nur Teamkollegen, wir sind Freunde, und jetzt wollen wir alle gemeinsam für Isabell ihr achtes Olympiagold gewinnen“, hatte Jessica von Bredow-Werndl schon nach der Demonstration im Grand Prix gesagt. Isabell – gemeint ist Isabell Werth – würde bei einem Erfolg mit Deutschlands Rekord-Olympiasiegerin Birgit Fischer gleichziehen.

Tags darauf, im Einzelwettbewerb, werden die Gedanken der Tuntenhausenerin weniger freundschaftlich sein. Denn natürlich will Jessica von Bredow-Werndl unbedingt den Doppelschlag. Sie will unbedingt ihren Titel von Tokio 2021 verteidigen. Und sie weiß, dass für sie und ihr Starpferd Dalera neben Cathrine Laudrup-Dufour oder Weltmeisterin Charlotte Fry ihre schärfste Konkurrenz vor allem aus dem eigenen Lager kommen dürfte. Werth, die im Grand Prix mit Wendy noch sehr defensiv ritt. Oder auch Frederic Wandres, der mit Bluetooth ebenfalls schon seine Klasse im Sand von Versailles unter Beweis stellte.
DPA/SID

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