Hinreißend cool: Andrea Petkovic vom ZDF.
Liberté, Égalité, Kanapee! Im Olympiastudio am Eiffelturm ist das Sofa der Nation im Dauereinsatz. Jede Menge deutsche Olympiahelden, die beinahe um ein Haar fast eine Medaille gewonnen hätten, strömen herbei, lassen sich mit ARD-Boulekugeln und ZDF-Gockeln trösten. Sie wissen: Das sind die einzigen Trophäen, die wir aus Paris mitbringen – aber es ist so schön, wie die anderen feiern. Wir geraten mehr und mehr in den Sog dieses hypnotischen siebzehnstündigen Olympia-Fernsehens. Wir feiern Geher, die „mit Höllentempo unterwegs sind“, wir schauen zusammengefasste Zusammenfassungen an. Und wir beantworten Leserinnenfragen, auch von Lesern.
Wer ist der lässigste Olympiamoderator? Auf jeden Fall Jochen Breyer. Er steht um 7.30 Uhr cool und unaufgeregt auf der Matte wie ein später Student, der gerade sein Müsli verputzt hat. Dann wünscht er ohne Sprüche und Zinnober „einen wunderschönen guten Morgen und herzlich willkommen aus Paris“. Angenehm, Heinrich. Seine Geschichten von Kanuflüchtling Amir aus Augsburg und von den Basketballern aus dem Südsudan gehen zu Herzen. Nur der ADHS-Gockel, der auf dem Skateboard durchs Studio brettert, stört die beschauliche Ruhe des sommerfrischen Jochen-Breyer-Morgens. Haben sie in Paris nicht gute Erfahrungen mit Enthauptungen gemacht?
Wie gefährlich ist Judo? Bei Judo-Graf Alex von der Groeben wird Pazifismus weiter überschätzt. Wir könnten ihm stundenlang zuhören, wenn er uns aus dem Fernseher anbrüllt. Wir plärren dann zurück, werfen das TV-Gerät mit einem krachenden Ura-nage auf den Rücken, und alles ist gut. Neueste Erkenntnisse vom Groebi: „Anna-Maria Wagner knechtet die Japanerin“ und „Die Schlagadern lassen einen so langsam schummrig werden, wenn man sie abtrennt“. Ura-nage, die Selbstfalltechnik Tomoe-nage und der große Hüftwurf O-goshi – warum kriegen wir beim Groeben-Schauen immer Lust auf Sushi?
Wer verliert am schönsten? Eindeutig Katrin Müller-Hohenstein, die Kummer-Kati. Allein in der ersten Woche hat sie 46 Varianten entwickelt, um entgangene deutsche Medaillenchancen zu betrauern. Von „Oh Mann, ist das bitter“ über „Wir haben so die Daumen gedrückt“ bis „Das hat alles nichts genützt. Tja, Kopf hoch“ ist die versammelte Tristesse von Paris im Angebot, viele weinen vor den Fernsehern schon mit. Demnächst sollen noch folgen: „Da ist Obergiesing gegen Untergiesing gerudert“ sowie „Sagen Sie jetzt nichts, Hildegard!“ KMH und die versemmelten Medaillen, jeden Tag ein neues Deja-Müh-Erlebnis.
Trickst uns das ZDF aus? Leider ja. Beim Tennis hat sich zuerst die hinreißende Andrea Petkovic auf ihre typisch coole Art von Angie Kerber verabschiedet: „Das einzige, was ich ihr nie verzeihen werde, ist, dass ich nur zweimal gegen sie gewinnen konnte, aber dass sie mich 150 Mal besiegt hat.“ Dann hat sie gemeinsam mit Haudegen Aris Donzelli das Aus von Alex Zverev übertragen – bis bei den beiden auf der Tribüne der Monitor ausgefallen ist. Dann konnten sie nicht mehr kommentieren.
Denn auch höchstpersönlich mit vier Augen selbst auf den Platz zu schauen, ging nicht, wie Donzelli aus dem Komplex Roland Garros verraten hat: „Wir sitzen nicht bei Zverev am Court Suzanne Lenglen, sondern ein Stadion weiter im Philippe Chatrier.“
Verrücktes Olympia-TV. Sehen Sie demnächst Stabhochsprung direkt von der Ruderregattastrecke und Freiwasserschwimmen aus der Boxhalle!