Djokovic im Glück: Karriere vollendet

von Redaktion

Fünfter Golden-Slam-Champion der Tennisgeschichte nach Revanche gegen Alcaraz

Erlösung in Sachen Ringe: Novak Djokovic. © dpa/Marijan Murat

Als Novak Djokovic endlich auf dem Olymp angekommen war, bahnte er sich mit der serbischen Fahne in der Hand den Weg zu seiner Familie. Die Tränen liefen ihm übers Gesicht, sein ganzer Körper zitterte, und als er endlich die Box seiner Liebsten erreicht hatte, drückte er Tochter Tara ganz fest an sich. Der 37-Jährige hatte den spanischen Überflieger Carlos Alcaraz entzaubert und im fünften Anlauf olympisches Gold gewonnen – es war der letzte große Einzeltitel, der Djokovic noch fehlte.

Im Hexenkessel von Roland Garros triumphierte der 37-Jährige vor 15000 Zuschauern, darunter IOC-Präsident Thomas Bach und die frühere Tennis-Queen Serena Williams, nach zeitweise faszinierenden 2:50 Stunden 7:6 (7:3), 7:6 (7:2) gegen seinen 16 Jahre jüngeren Rivalen und krönte sich zum ältesten Einzel-Champion seit dem Olympia-Comeback des Tennissports 1988.

„Ich habe fast zwei Jahrzehnte lang auf diese Chance gewartet“, sagte Djokovic vor seinem ersten Olympia-Finale. 2008 hatte der Grand-Slam-Rekordsieger Bronze geholt, es blieb 16 Jahre lang seine einzige Medaille. Djokovic gelang zudem die Revanche gegen Alcaraz für das klar verlorene Wimbledonfinale drei Wochen zuvor.

Als fünfter Tennisprofi gewann Djokovic den Karriere-„Golden-Slam“. Die vier großen Turniere plus Olympia hatten zuvor nur Andre Agassi, Rafael Nadal, Steffi Graf und Serena Williams gewonnen – lediglich Graf schaffte dies 1988 in einem Jahr.

Alcaraz verpasste 56 Tage nach dem Sieg im Finale der French Open an gleicher Stelle gegen Alexander Zverev die Krönung eines Traumsommers. Auf der berühmten Pariser Ziegelerde begann Djokovic dominant. Seine bei den French Open erlittene Knieverletzung, mit der er sich im Halbfinale gegen Stefanos Tsitsipas herumgeplagt hatte, war ihm nicht anzumerken. Anzumerken war ihm vielmehr in jeder Bewegung, dass er, der ansonsten alles und das vielfach gewonnen hatte, endlich dieses verflixte Gold wollte.

2008 unterlag Djokovic im Halbfinale dem späteren Sieger Rafael Nadal. Diesmal räumte er diesen in Runde zwei lässig aus dem Weg, auch wenn der Spanier kaum mehr etwas mit den Rafa von damals gemein hatte. 16 Jahre nach Peking heißt der neue Nadal Alcaraz, und er führt mit Jannik Sinner die Generation an, welche die Ära Djokovic gegen dessen erbitterten Willen zu beenden versucht.

Djokovic überstand heikle Situationen – sehr zur Freude von Frau Jelena und den Kindern Stefan und Tara, die serbische Fähnlein schwenkten. Nach 92 Minuten holte er sich die Satzführung, die Arena tobte. „Ich bin ein anderer Spieler, als ich noch in Wimbledon war“, hatte Djokovic vor dem Finale gesagt, „ich glaube mehr an mich und meine Chance.“ Und so spielte er auch im zweiten Satz – bis die Lücke in seiner Erfolgssammlung geschlossen war.
SID

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