Gut gebrüllt: Imane Khelif kämpft weiter. © Rasfan/AFP
Das Scheinwerferlicht und unzählige Kameras waren auf sie gerichtet, und Imane Khelif sog die Aufmerksamkeit auf. Mit der Faust schlug sie auf die Matte des Boxrings, dann verließ die Algerierin unter Tränen mit langsamen Schritten den Ort ihres Triumphs.
„Das ist eine Sache der Würde und der Ehre für jede Frau“, sagte sie kurz nach ihrem Olympia-Halbfinaleinzug. „Alle arabischen Menschen kennen mich seit Jahren. Seit Jahren boxe ich in internationalen Wettkämpfen.“ Der Weltverband IBA sei „unfair“ mit ihr umgegangen, betonte sie. „Aber ich habe Gott“.
Eine olympische Medaille hat Imane Khelif jetzt auch. Die algerische Boxerin gewann ihr Viertelfinale am Samstag gegen die Ungarin Anna Luca Hamori in der Klasse bis 66 kg deutlich mit 5:0.
„Sie haben Algerien, die algerische Frau und das algerische Boxen würdig vertreten“, schrieb Staatspräsident Abdelmadjid Tebboune bei X.
Am Dienstagabend kämpft Khelif um 22.34 Uhr in Roland Garros nun gegen Janjaem Suwannapheng (Thailand) um den Einzug ins Finale. Edelmetall ist ihr nicht mehr zu nehmen, denn auch die Verliererinnen der Halbfinals erhalten Bronze.
Dass sich in der North Paris Arena eine für Box-Verhältnisse absurd hohe Zahl an Journalisten für die Worte Khelifs interessierte, hatte freilich noch einen anderen Grund. Denn seit Tagen steht Khelif im Mittelpunkt eines Debattensturms um ihr Geschlecht. Eine Diskussion, in die sich nach IOC-Chef Thomas Bach (“Es bestand nie ein Zweifel, dass sie Frauen sind“) nun auch Khelifs Vater zu Wort meldete, der im französischen Fernsehen vor laufender Kamera die Geburtsurkunde seiner Tochter präsentierte. „Mein Kind ist ein Mädchen, sie ist eine Frau“, sagte er, „wir haben alle Beweise, inklusive der Geburtsurkunde.“
SID