Fünf Tausendstel schneller

von Redaktion

100-Meter-Knaller: Noah Lyles siegt im Fotofinish – Erstes US-Sprintgold seit 2004

Da bläst sich einer auf: Noah Lyles nach seinem 100-m-Sieg im Fotofinish. © dpa/Michael Kappeler

Noah Lyles hüpfte wie wild auf und ab, er brüllte seine Freude und Erleichterung heraus – dann riss er sich seine Startnummer mit seinem Namen darauf von der Brust und hielt sie in alle Kameras. „Seht her, ich habe es allen gezeigt“, sollte das wohl heißen. Und tatsächlich: Lyles zeigte im Stade de France eine spektakuläre Sprintshow, schnappte sich dank eines starken Schlussspurts in einer Fünf-Tausendstel-Entscheidung das ersehnte Gold. Mission erfüllt: Mit seinem Traumlauf hat Lyles sein Versprechen eingelöst und Olympia-Gold über die 100 m nach 20 Jahren wieder zurück in die USA geholt.

Der Weltmeister rannte im spektakulären Finale von Paris mit 9,79 Sekunden Bestleistung und war damit nicht zu halten. Hinter Lyles sicherte sich Kishane Thompson (9,79/Jamaika) Silber, Bronze holte Fred Kerley (9,81). Lyles hatte sich im Vorfeld maximal unter Druck gesetzt, nur er, der dreifache Weltmeister von Budapest, könne Gold über die prestigeträchtigste aller Strecken mit nach Hause nehmen. „Je mehr Augen auf mich gerichtet sind, desto besser bin ich“, sagte der 27-Jährige – und dann hielt er tatsächlich Wort. Mit seinem unwiderstehlichen Goldlauf und in den US-Farben lackierten Fingernägeln versöhnte Lyles auch wieder die Heimat, schließlich mussten die USA seit 2004 auf einen Olympiasieger über die 100 m warten. Damals in Athen hatte Justin Gatlin triumphiert, danach begann die Ära des Jamaikaners Usain Bolt, in Tokio düpierte Überraschungssieger Marcell Jacobs (Italien) die US-Boys. Nun lieferte Lyles, was die Fans sehen wollten – und jubelte über seine erste Goldmedaille bei Olympischen Spielen.

Damit schloss Lyles auch persönlich seinen Frieden mit Olympia, bei den Pandemie-Spielen von Tokio litt er unter der sterilen Atmosphäre, er vermisste die Fans, seine Depressionen, die ihn seit seiner Jugend verfolgen, brachen wieder aus. Über die 200 m reichte es für ihn so nur zu Bronze. „Das ist nicht genug“, schwor sich Lyles danach. Nun die eindrucksvolle Wiedergutmachung.
SID

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