Viel Kohle, keine Verkäufe

von Redaktion

Bayern-Bosse Diederich und Eberl ziehen Fazit zur Korea-Reise des Rekordmeisters

Leon Goretzka traf im Test gegen Tottenham. © Wallace/AFP

Max Eberl bei der Medienrunde am Sonntag. © Bergmann/dpa

Seoul – Einen kurzen Moment widersprach sich das Duo dann doch. Als Max Eberl am letzten Tag in Seoul hoffte, dass er nun doch keine Spieler verkaufen müsse, weil die Einnahmen der Marketingreise nach Korea reichten, erntete er von Finanzvorstand Michael Diederich einen bösen Blick. Die Aussage war natürlich nur als Scherz gemeint, die gemeinsame Reaktion der FCB-Bosse sorgte für Lacher im Faimont Ambassador Hotel in Seoul. Hier, mitten in der koreanischen Hauptstadt und nach vier Tagen vollsten Programms, wollten Eberl und Diederich vor allem Geschlossenheit ausstrahlen.

Sie traten als Duo auf, das sich ergänzt: Diederich, der Mann der Zahlen und Eberl, der mit diesen Zahlen für sportlichen Erfolg sorgen soll. Und sie hatten freudige Nachrichten zu verkünden: Die Marketingreise habe die „ohnehin schon hohen Erwartungen“ deutlich übertroffen, sie sei „die erfolgreichste Marketingtour ever“ gewesen. 50 Millionen Videoabrufe habe die Reichweite des Rekordmeisters gesteigert, die Merchandising-Erlöse die eigenen Finanzen. Laut Diederich sind in den letzten vier Wochen mehr Trikots in Korea verkauft worden, als im gesamten letzten Jahr – welches bekanntlich die erste Saison seit dem Wechsel vom heimischen Superstar Minjae Kim war.

Sportlich lässt sich Gesamtsituation des FC Bayern dagegen weniger klar diagnostizieren: Die bisherigen Tests gegen Rottach-Egern (14:1) und Düren (1:1) sind kaum aussagekräftig, das 2:1 gegen Tottenham Hotspur am Samstag (Bayern-Tore: Gabriel Vidovic/4. und Leon Goretzka/56.) war zumindest ein erstes Duell gegen ein Team aus einer ähnlichen Gewichtsklasse. Der Sieg trug zur heiteren Stimmung im Bayern-Tross bei, die 22 Auswechslungen im Spiel verraten aber, wie ernst beide Clubs das Vorbereitungsspiel nahmen.

Und so rückte zum Abschied der Reise doch noch das Thema in den Vordergrund, dass Eberl und den zwar mitgereisten, aber nicht öffentlich aufgetretenen Sportdirektor Christoph Freund den ganzen Sommer begleitet. Verkäufe müssen her, das Gehaltsgefüge soll reduziert werden – und ein Neuzugang für die Offensive wäre ebenfalls nicht schlecht.

„Der Transfermarkt in den letzten Jahren hat sich total verändert. Es ist sehr zäh, es ist noch nicht unglaublich viel passiert“, erklärte Eberl. Viele Vereine müssten verkaufen, andere Clubs könnten sich daher das beste Preis-Leistungsverhältnis aussuchen. „Das macht es natürlich schwierig.“ Der FC Bayern wolle wiederum niemanden unter Wert abgeben, Eberl sich außerdem nicht unter Druck setzen lassen. „Es kann auch bis zum 31. August dauern.“ Die finanzielle Planung für eine „sehr sehr komplizierte Saison“ bleibt also schwierig – wie schön wäre es da, wenn bloß die Reise-Einnahmen reichen würden.
VINZENT TSCHIRPKE

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