„Die Bakterien merkt man ja nicht“

von Redaktion

Triathlet Lasse Lührs über seine Seine-Erfahrung und Mixed-Gold

„Es ist kein dreckiges Wasser“: Die Triathleten hatten in der Seine eher mit der Strömung zu kämpfen. © IMAGO

Einer aus dem Gold-Quartett: Lasse Lührs. © Murat/dpa

Lasse Lührs ist Teil der deutschen Triathlon-Mixed-Staffel, die in Paris die Goldmedaille gewonnen hat. Im Interview mit unserer Zeitung spricht der 28-Jährige über die Unsicherheit, die Seine und Gefühle nach dem Triumph.

Lasse Lührs, Glückwunsch zur Goldmedaille. Wie geht in Ihrem Kopf vor?

Ich bin noch sprachlos. Das sind super viele Dinge, die jetzt abgehen. Das wird noch dauern, bis ich das alles realisiert habe. Bis das alles in meinem Kopf angekommen ist. Das war eine wunderschöne Erfahrung. Jetzt prasselt erst mal viel auf einen ein, wir wollen das alles mitnehmen, alles genießen. Im Deutschen Haus feiern, das ist eine einmalige Erfahrung. Ich bin da typisch deutsch meistens beim Bier (lacht).

Mit welchem Gefühl sind Sie in den Wettkampf gestartet?

Wir waren alle nicht zu hundert Prozent zufrieden mit unseren Einzelleistungen. Wir wussten, dass wir mehr können. Wir waren die letzten Tage richtig hungrig und hatten Bock auf das Rennen. Mit dem Mindset sind wir dann auch dahingefahren. Eine Medaille war unser großes Ziel. Dass es sogar für den Sieg gereicht hat, ist der Wahnsinn. Es ist doppelt cool, dass wir das zusammen als Team geschafft haben.

Dieses ständige Hin und Her mit der Seine, die abgesagten Trainings, das verschobene Rennen. Hat Sie das nicht beschäftigt?

Vor dem Einzelrennen hat es mich schon gestört. Diese Unsicherheit. Können wir ein Rennen machen? Ist es heute oder morgen? Wir bereiten uns ewig auf das Rennen vor und wissen dann nicht, wann es losgeht. Ich habe aus der Erfahrung gelernt und war besser vorbereitet Richtung Staffel. Diese Unsicherheit war ungewohnt. Ob das Wasser jetzt passt oder nicht, das hat schon was mit einem gemacht.

Und wie war es dann in der Seine?

Von der Wasserqualität bekommt man nicht viel mit. Es ist kein dreckiges Wasser, die Bakterien merkt man ja nicht. Es ist ein angenehmes Schwimmen. Wir haben den Organisatoren vertraut, dass die Werte passen. Aber es war noch mal mehr Strömung, das war schon krass und kennt man so halt gar nicht.

Wie fühlt es sich an, die Seine bezwungen haben? Seit 1923 durfte dort nicht mehr gebadet werden, Sie gehörten zu den Ersten, die dort wieder schwimmen durften.

Das ist etwas ganz Besonderes. Das wissen wir bei all der Kritik zu schätzen, dass wir in der Seine schwimmen durften. Es wäre cool, wenn das Projekt weitergeht und die Seine schwimmbar gemacht wird. Dann hätten die Olympischen Spiele dazu geführt, dass die Pariser in Zukunft den Fluss nutzen können.

Würden Sie also auch nochmals reinspringen?

Ich würde definitiv nochmals reinspringen (lacht).

Wie haben Sie die Atmosphäre in der Olympia-Stadt Paris wahrgenommen?

Unglaublich. Außergewöhnlich. Es waren so viele Leute an der Strecke, es war so unglaublich laut. Wenn du da im Nachhinein drüber nachdenkst … Wir sind in der Seine geschwommen, wir hatten Blick auf den Eiffelturm, wir sind einen Teil der Champs-Élysées gefahren. Das bleibt immer in Erinnerung.


INTERVIEW:

NICO-MARIUS SCHMITZ

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