Der Gold-Express rollt wieder

von Redaktion

Hockey-Herren mit breiter Brust ins Finale gegen Niederlande

Der 3:2-Erfolg über Indien ebnete den deutschen Hockey-Herren den Weg ins Finale. © Sampics/Matzke

Das schlechte Essen im Olympischen Dorf, der Angstgegner von den Spielen in Tokio, nichts kann die deutschen Hockey-Herren aktuell aufhalten. Die Mannschaft von André Henning hatte vor der Anreise den Olympiasieg als klares Ziel ausgegeben, und der ist zum Greifen nah. Am Donnerstag (19 Uhr) steht das Endspiel gegen die Niederlande an.

Und vor diesem Klassiker, der Neuauflage des Olympia-Finals von London 2012 (damals gewann der DHB 2:1), ist eigentlich schon klar, wer gewinnt. Im Medaillenspiegel kann hinter Gold bei Deutschland der nächste Strich gemacht werden. Zumindest, wenn es nach Jean-Paul Danneberg geht. „Wir gehen da mit einer richtig breiten Brust rein, denn ich glaube, die Holländer haben richtig Angst vor uns“, sagte der deutsche Torhüter: „Wir gewinnen öfters gegen die. Die wissen ganz genau, dass wir die Qualität haben, sie zu schlagen – so wie in der Gruppenphase.“

Das Halbfinale war ein Krimi, eine Nervenprobe. In letzter Sekunde hatte Indien noch einen gefährlichen Abschluss, knapp über das Tor. Dann lief „Major Tom“ und die „Honamas“ hüpfte mit den deutschen Fans um die Wette. Der 3:2-Sieg war nicht immer überragend herausgespielt. Aber egal, Finale. „Wir sind überglücklich“, sagte Niklas Wellen, „wir haben kein gutes Spiel gemacht, aber es zeichnet uns aus, dass wir dann trotzdem gewinnen an so einem Tag. Jetzt freuen wir uns eine Stunde, und dann kucken wir, wie wir Holland schlagen.“

Die Hockey-Herren sind eine Medaillen-Maschinerie. In Tokio gab es die Enttäuschung mit dem vierten Platz, in Rio 2016 Bronze, in London 2012 und Peking 2008 jeweils Gold. Moritz Fürste, der sich dieser Tage in Paris gefühlt jeden Wettbewerb live anschaut, war bei den beiden Triumphen dabei. Er sprach von „Weltklasse“ und auch er war sich sicher: „Hier wird Gold geholt.“

Der Start der Gold-Mission war den Hockey-Herren zu Beginn noch deutlich auf den Magen geschlagen. Sie äußerten mit am deutlichsten Kritik an der Verpflegung im olympischen Dorf. „Das Essen ist gelinde gesagt eine Katastrophe“, sagte Christopher Rühr: „Du stehst unglaublich lange an, es gibt unglaublich wenige Stationen. Und dann ist das Essen qualitativ auch nicht besonders gut.“

Hungrig blieben sie trotzdem und spielten sich immer mehr in das Turnier hinein. Der Gold-Express rollt wieder. Eine klare Strategie von Henning, vorne immer gefährlich, hinten bärenstark. Das sollen auch die Niederlande zu spüren bekommen, in der Gruppenphase gab es ein 1:0.

„Juckt keinen Menschen, wie dieses Gruppenspiel lief“, sagt Wellen, der so forsch spricht, wie er spielt: „Da kannst du dir überhaupt nix von kaufen. Das ist ein komplett anderes Spiel, es geht um viel, viel mehr.“ Es geht um den ersten Olympia-Sieg seit zwölf Jahren. Die Hockey-Herren wollen wieder „völlig losgelöst“ mit den Fans feiern – und dann in alter Tradition das Deutsche Haus überfallen.
NMS

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