Gut gelaunt: Esther und Alex im ARD-Studio. © Screen
Wo ist Behle? Oder, um die Frage 44 Jahre später zu aktualisieren: Wo ist Esther? Die Gute ist am Donnerstagabend stundenlang vom Bildschirm verschwunden, im Netz wurden die ersten Vermisstenanzeigen aufgegeben. Denn das Erste hatte die irre Idee, vor lauter Basketball, Beachvolleyball, Hockey, Leichtathletik und Tischtennis seine diensthabende Moderatorin arbeitslos zu machen und nur noch Sport zu senden. Das war fantastisch, der beste TV-Abend von Olympia. Und so war gestern die Frage: Schafft das das ZDF auch, der olympische Sabbel-Sender? Wir haben die Rhythmische Wortgymnastik unter die Lupe genommen.
Esther war dann mal weg: Aber erstmal zurück zur ARD. Die Olympia-Revoluzzer hatten sogar die verrückte Idee, die Tagesschau schon um 19.35 Uhr zu senden, damit danach kein Kanzler mehr den Sport stört. Bei Karl-Heinz Köpcke hätte es das nicht gegeben. Alex Bommes, gut getarnt als beigegewandetes Chamäleon auf beigem Sofa, ahnte schon, dass Esther Sedlaczek sich ihre Gage diesmal entspannt verdient: „Dann kuckst Du dreieinhalb Stunden zu, weil Du kommst gar nicht mehr zwischen.“ Und genau so war’s! Bitte öfter! Esther und Alex sind toll, Livesport ist toller.
Jochen Gottschalk: ZDF-Kommentator Michael Kreutz hatte gestern die kühne Idee, vom Tischtennis flugs direkt zum Kanu abzugeben. Aber nicht mit Jochen Breyer! Der warf sich sofort im Studio dazwischen und stellte klar: „Gleich zum Kanu, erstmal über mich.“ Dann erzählte er eine halbe Minute, dass jetzt Kanu kommt, und dann kam Kanu. Bitte nicht missverstehen: Super-Typ, der Jochen. Aber die altbackene ZDF-Olympiamischung aus „Wetten, dass…?“-Couch und Leibesertüchtigung kann anstrengend sein.
Die sensationelle Darja: Unfassbar, was Darja Varfolomeev bei ihrer Gold-Gymnastik zeigte. Sylvia Warnke kommentierte gelassen, wie die 17-Jährige Körper-Mikado spielte: „Hinten das Bein berührt den Kopf.“ So sehen Bieger aus, schallalalala! Am Ende empfahl sie: „Probieren Sie das mal aus zuhause. Mit einer Keule genügt schon.“ Wir glauben nicht, liebe Frau Warnke, dass das chiropraktisch eine gute Idee wäre. Und man hätte sich wie so oft Pferde-Dichter Sostmeier zum poetischen Kommentieren herbeigewünscht: „Mit jedem Schwung des Bandes malt Darja Pinselstriche in die Luft, als würde sie den Himmel selbst mit Farben der Anmut und Leidenschaft bemalen.“
Fußball: Wir gegen Spanien, ole! Jetzt kam Tempo auf beim ZDF. Jochen schwieg, und es ging hin und her fast wie beim Esther-losen Ersten. Beim letzten Tanz von Horst Hrubesch ersparte uns das ZDF Claudia Neumann und schickte den pfiffigen jungen Gari Paubandt ans Mikro, merci beaucoup. Er feierte Horstis Elfmeter-Heldin: „Ann-Katrin Berger, unser Bronze-Gesicht. Wenn sich Bronze anfühlt wie Gold.“
Handball: Wir gegen Spanien, ole! ZDF-Kommentator Christoph Hamm war nach Stimmverlust beim „Jahrhundertspiel“ gegen Frankreich wieder sprechfähig und jubelte: „Zeit ist um! Zeit ist aus! Finale! Finale! Finale!“ Jetzt darf er kurz vor der Rente am Sonntag das Endspiel kommentieren, wie schön. Wir empfehlen Halswickel, damit die Stimmbänder halten. Nach dem Sieg teilte KMH mit: „Wir hatten nur mal kurz Puls, aber Handball ist ja immer spannend.“ Das interessierte zwar niemanden. Aber sie können halt nicht aus ihrer Haut beim ZDF-Olympia: Schweigen ist Silber, Reden ist Gold.