ZUM TAGE

Emotionen sind das Salz in der Suppe

von Redaktion

Hollands Gold-Jubel

Es war nicht die feine Art, wie Duco Telgenkamp nach seinem goldenen Treffer zum Olympiasieg reagierte. Aber wenn sich Hockey-Bundestrainer André Henning gegen eine Strafe für den von seinen Gefühlen übermannten Niederländer ausspricht, dann hat er recht. Die Duelle der beiden Topnationen sind immer von einer hohen Spannung und Rivalität geprägt, ein Sieger vorher meist kaum zu prognostizieren. Deutschlands Torhüter Jean-Paul Danneberg hatte das Finale mit seinen Aussagen („Holländer haben Angst vor uns“) zusätzlich angeheizt. Auch das ist legitim. Aber wer in den Wald hineinruft, muss das Echo aushalten. Telgenkamps Finger an den Mund im erlösenden Moment war sicher nicht schön. Und dass er dem Unterlegenen dann noch über den Kopf wischte, hätte nicht sein müssen. Aber dass es für Danneberg das „Respektloseste“ war, „was ich jemals in meinem Leben im Sport erlebt habe“, liegt sicher auch ein Stück weit an der Sportart an sich.

Denn in den in Deutschland eher elitären Hockey-Kreisen weiß man sich im Normalfall eben zu benehmen. Atlético-Madrid-Trainer Diego Simeone, der „Eier-Jubler“, oder auch Penis-Provokateur Emiliano Martinez, Argentiniens WM-Torwart, können darüber vermutlich nur müde lächeln. Und Telgenkamp? Der 22-Jährige hat sich für seinen Auftritt schnell reumütig gegeben und damit sollte das Thema auch vom Tisch sein.

Schließlich sind es die Emotionen, die den Sport ausmachen. Und nichts ist unverständlicher, als wenn diese – grobe Unsportlichkeiten ausgenommen – kleinlich bestraft werden. Dass Deutschlands Volleyballer Tobias Krick im Viertelfinale gegen Frankreich zum Beispiel nach einem Punktgewinn nur für den strengen Blick auf die andere Netzseite die Rote Karte sah, war an Lächerlichkeit nicht zu überbieten. Auch sein Gegenüber, Earvin Ngapeth, sparte nicht mit Fingerzeigen und kleinen Sticheleien. Klar, für den Friedensnobelpreis bewirbt sich damit niemand, aber dafür sind es Charakterköpfe wie er, die in Erinnerung bleiben – und an denen man sich reiben kann. Und letztlich muss man die Kirche im Dorf lassen. Niemand hat irgendwen ernsthaft verletzt oder wüst beleidigt.

Besonders amüsant ist es, zumindest für Außenstehende, wenn zwei Athleten im Vorfeld gockelnden und laut krähend durch die Arena laufen und am Ende ein Dritter gewinnt. Frag nach bei Jakob Ingebrigtsen und Josh Kerr. Die beiden 1500-Meter-Läufer griffen sich mehrfach verbal an und am Ende schlug ihnen Cole Hocker ein Schnippchen.

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