Gold im Blick – dank „Hexer“ Wolff

von Redaktion

22 Paraden im Nervenkrimi gegen Spanien: Deutsche Handballer spielen am Sonntag um den Olympiasieg

Sehr oft unbezwingbar: Wolff hielt mit Bein, Arm, Schulter. Seine Quote lag lange über 50 Prozent. © IMAGO/Marco Wolf

Drehte in Halbzeit zwei auf: Renars Uscins hielt das Team auf Kurs. © IMAGO/Laurent SANSON

Kollektive Erlösung: Wie schon gegen Frankreich war das Halbfinale eine Nervenschlacht. © afp/FRANCOIS LO PRESTI

Matchwinner Andreas Wolff wurde von seinen jubelnden Mitspielern fast zu Boden gerissen. Dann ließen sich die deutschen Handballer mit Freudentränen in den Augen von den vielen Fans aus der Heimat für den größten Coup seit dem EM-Triumph vor acht Jahren feiern. Mit dem Einzug ins Olympia-Finale durch das 25:24 (12:12) gegen Spanien hat das Team von Bundestrainer Alfred Gislason bereits die Silbermedaille sicher und kann die deutschen Handball-Festtage am Sonntag (13.30 Uhr) mit einem Gold-Coup maximal veredeln.

„Das ist großartig. Wir haben acht Jahre darauf gewartet, wieder ein Finale zu erreichen. Ich denke, wir haben gezeigt, was in diesem Team steckt. Wir sind überglücklich, dass wir eine Medaille gewonnen haben. Jetzt ist es nur noch ein Schritt, um Geschichte zu schreiben“, sagte Wolff.

Nach dem Abpfiff schlugen die Gislason-Schützlinge immer wieder ihre Hände ungläubig vors Gesicht und wollten am liebsten die ganze Welt umarmen. Auch der Bundestrainer war mittendrin in der Jubel-Traube und adelte später sein junges Team. „Dieser Erfolg macht mich sehr stolz. Noch stolzer macht mich aber, wie die Mannschaft spielt“, sagte der 64 Jahre alte Isländer und lobte: „Juri Knorr und Renars Uscins waren am Ende überragend.“

Größter Erfolg seit Silber 2004

Zwei Tage nach dem epischen Erfolg im Viertelfinale über Europameister und Topfavorit Frankreich war Torwart-Routinier Wolff beim nächsten Handball-Krimi vor rund 20 000 Fans in Lille mit unglaublichen 22 Paraden aber der Sieg-Garant für die unerfahrene DHB-Auswahl. „Andi hat ein unglaubliches Spiel gemacht. Ich habe viele sehr gute Spiele von ihm gesehen, aber das war das beste. Es war eine unglaubliche Leistung von ihm“, adelte Gislason den Matchwinner.

Gegner im Finale sind entweder die Slowenen, gegen die Deutschland in der Vorrunde gewonnen hatte, oder Weltmeister Dänemark. Der Finaleinzug ist schon jetzt der größte Erfolg für die deutschen Handballer in der jüngeren Geschichte seit Olympia-Silber 2004 in Athen, dem WM-Triumph 2007 im eigenen Land sowie dem EM-Titel 2016.

Überflieger Renars Uscins war mit sechs Toren erneut bester Werfer für Schwarz-Rot-Gold. Der überragende Mann auf dem Parkett war aber Wolff. „Andi hat sich gefühlt alles für dieses Spiel aufgehoben. Ein Teufelskerl, der alles hält, was auf ihn zukommt“, sagte Rückraumspieler Sebastian Heymann und fügte mit Blick auf das Finale hinzu: „Wir sind wahnsinnig stolz auf das, was wir erreicht haben. Jetzt wollen wir den letzten Schritt gehen.“

Schon in der Vorrunde hatte sich das DHB-Team gegen Spanien in einem spannenden Spiel mit 33:31 durchgesetzt. Für die Iberer war es in ihrem fünften olympischen Halbfinale die fünfte Niederlage.

Nach dem Feldhandball-Gold bei Olympia 1936 in Berlin ist der Erfolg der DDR-Auswahl 1980 in Moskau der bislang einzige Titel einer deutschen Hallenhandball-Mannschaft unter den fünf Ringen. 2004 in Athen musste sich die Auswahl um Stefan Kretzschmar und Henning Fritz im Finale den Kroaten geschlagen geben. Vor acht Jahren in Rio holten Wolff und seine Teamkollegen Bronze. Nun ist es mindestens Silber.
SID

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