Albtraum-Finale

von Redaktion

26:39! Deutschlands Handballer gegen Dänemark völlig von der Rolle – doch Silber bleibt

Zwischen Trauer und Stolz: Nach dem Finaldebakel herrschte bei den deutschen Spielern große Enttäuschung, als sie ihre Silbermedaillen um den Hals hängen hatten, konnte die meisten wieder lachen. © Al-doumy/AFP

Weltmeister von 2019, 2021, 2023 – und jetzt auch wieder Olympiasieger: Dänemark. © Lo Presti/AFP

Tritt mit dem ganz großen Knall ab: der dreimalige Welthandballer Mikkel Hansen. © Al-doumy/AFP

Alfred Gislason spendete Trost. Viel mehr blieb dem Bundestrainer auch gar nicht übrig nach einer historischen Niederlage. Leeren Blickes, fassungslos und sportlich deklassiert sahen die deutschen Handballer tanzenden Dänen zu, die ihnen eine Abreibung verpasst hatten, wie sie im Finale eines olympischen Turniers noch nie vorgekommen war. „Es ist ein Albtraum, ich weiß nicht, wie das passieren konnte“, sagte Juri Knorr.

Eine Sensation und damit ein nicht minder historisches Gold war außer Reichweite. Gislasons junge Mannschaft war in einem einseitigen Finale gegen Weltmeister Dänemark von Beginn an chancenlos und unterlag mit 26:39 (12:21). So bleibt Silber – und damit der unerwartete, freilich auch mehr als verdiente Lohn für spektakuläre Leistungen auf dem Weg ins Endspiel. „Die Jungs haben ein großartiges Turnier geleistet, das ist sehr hoch einzuschätzen“, sagte Gislason im ZDF.

Kapitän Johannes Golla war dennoch ernüchtert. „Da sind keine gemischten Gefühle, sondern einfach nur Enttäuschung. Wir müssen nicht darüber reden, dass die Dänen die beste Mannschaft der Welt sind. Aber wir haben es ihnen zu einfach gemacht, wir hatten keine Chance“, sagte er. „Wir wussten“, ergänzte er, „dass wir unser bestes Spiel brauchen, aber das war heute unser schlechtestes Spiel im Turnier.“

In der Tat: Ausgerechnet im „größten Spiel unserer Karriere“ zeigten die deutschen Spieler ihren schwächsten Auftritt, agierten vor rund 27.000 Zuschauern im Stade Pierre-Mauroy in Lille fahrig und fehlerhaft. Von Beginn an diktierten die Dänen Tempo und Rhythmus, bereits zur Pause war die Partie praktisch entschieden. „Dänemark war von Anfang bis Ende das bessere Team“, sagte Knorr.

Zum goldenen Wurf fehlte der DHB-Auswahl am Ende von zweieinhalb verrückten Wochen wohl auch die Kraft. Zum besten deutschen Werfer im Finale avancierte Knorr mit sechs Treffern. Der im Turnier zuvor so überragende Torhüter Andreas Wolff war kein Faktor. Für Kai Häfner, Europameister von 2016, war es das letzte seiner 151. Länderspiele.

Die Enttäuschung über den verpassten ersten gesamtdeutschen Olympiasieg, den ersten Triumph seit dem legendären DDR-Gold 1980, dürfte schnell verfliegen. Das dritte Olympia-Silber nach 1984 und 2004 ist für die Handballer der größte Erfolg seit dem legendären WM-Wintermärchen 2007 und dem sensationellen EM-Titel 2016. Zudem sicherte die DHB-Auswahl am Sonntagnachmittag die 33. und letzte deutsche Medaille der Spiele in Paris – ein Erfolg, der so nicht zu erwarten gewesen war.

Auf einer Welle der Begeisterung spielten Youngster Renars Uscins und sein Team das Turnier ihres Lebens. Dem Gruppensieg in der Vorrunde folgte eine irre K.o.-Phase mit dramatischen Siegen gegen Europameister Frankreich und den WM-Dritten Spanien. Doch im Finale waren Golla und Co. von Beginn an nicht auf der Höhe. Während die Dänen um Weltstar Mikkel Hansen, der am Sonntag das letzte Handball-Spiel seiner Karriere bestritt, mit Ruhe und Konsequenz ihre Angriffe vortrugen, gelang den Deutschen offensiv nur wenig.

Dänemark, Olympiasieger von 2016, Zweiter von 2021, Weltmeister von 2019, 2021, 2023, spielte im Gegensatz zum deutschen Team weiter fast fehlerfrei, sodass auch der deutsche Torwartwechsel verpuffte. David Späth durfte vier Minuten lang für Wolff ran, doch beim 9:19 (23.) zeichnete sich das Final-Debakel schon ab.
SID

Artikel 1 von 11