2022 in Peking bei den Winterspielen gewann Burghardt als Bob-Anschieberin von Mariam Jamanka ebenfalls Silber.
Bronze-Girls: Sophia Junk, Rebekka Haase, Gina Lueckenkemper, Lisa Mayer und Alexandra Burghardt. © Poujoulat/AFP
Die Anstrengungen haben sie gelohnt: Alexandra Burghardt rückte für das Finale in die 4×100 Meter Staffel und durfte über Gold jubeln. © Isakovic/AFP, dpa/Kappeler
19. Februar 2022 – Silbermedaille bei den Olympischen Winterspielen von Peking als Anschieberin im Zweierbob. 9. August 2024 – Bronzemdaille bei den Olympischen Sommerspielen von Paris als Teil der 4×100-m-Staffel. Alexandra Burghardt hat Geschichte geschrieben, nur sieben Menschen gelang dieser Doppelpack. „Das ist der Hammer“, sagte Burghardt, mit einem Glas Sekt und ihrem Mann Philipp Altenbuchner feierte sie den Erfolg unter dem Eiffelturm.
Ein hart erarbeiteter Erfolg. Nach der Hallensaison verletzte sich die Sprinterin am Fuß. Neue Schuheinlagen waren das Problem. „Wir wollten jedes Prozent herauskitzeln.“ Aber nach dem elften Tag mit den neuen Einlagen konnte Burghardt nicht mehr auftreten, fünf Wochen ohne Lauftraining. Die Probleme zogen sich über die ganze Saison, die gute Form vom Winter war längst dahin. Es begann ein Spiel gegen die Zeit. Burghardt reiste 60 Stunden quer durch Europa, um jedem Punkt für die Olympia-Qualifikation hinterherzulaufen. „Das waren anstrengende und kräftezehrende Wochen.“ Bei den Deutschen Meisterschaften lieferte die 30-Jährige ab und sicherte sich das Staffel-Ticket für Paris. Die vierte Teilnahme bei Olympischen Spielen.
Von der Eisrinne Pekings in die Hitze von Paris. Der Ausflug zum Bob war erfolgreich, aber auch intensiv. Burghardt war im Nachhinein stolz, dass Körper und Kopf das mitgemacht haben. Und wusste genau: Eine Wiederholung wird es nicht geben. Wiederholen sollte sich der Erfolg mit der Staffel. 2022 bei den European Championchips in München gab es die Gold-Medaille, zuvor Bronze bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Eugene. Bei den Spielen von Tokio (fünfter Platz) versprachen sich die Staffel-Heldinnen: Eine Medaille bei Olympia soll her, als Krönung des gemeinsamen Wegs. „Mit Gina, Lisa und Rebekka laufen wir teilweise schon zehn Jahre gemeinsam. Da ist schon ein Brett. Wir kennen uns schon so lange und vertrauen uns blind.“
In Paris startete dann aber neben Lückenkemper, Haase und Mayer erst mal Sophia Junk. Ersatzposition für die erfahrene Burghardt. Anfang sei sie schon enttäuscht gewesen. Als Junk im Finale angeschlagen passen musste, sprang Burghardt ein und lieferte wieder ab, wenn gleich die Übergabe ein wenig wacklig war. „24 Stunden zwischen Ersatzrolle akzeptieren und dann doch einspringen war nicht viel Zeit. Aber ich konnte gut umschalten. Vor dem Finale war uns allen eigentlich klar, dass wir es schaffen. Der Regen hat es noch mal ein bisschen dramatischer gemacht, es war wie im Film“, sagt Burghardt unserer Zeitung. Das Erfolgsgespann hatte über Jahre den Wechsel immer weiter verbessert und konnte nun im Stade de France vor einer gewaltigen Kulisse das Olympia-Versprechen einlösen. „Es ist eine runde Sache, ich habe es noch nicht ganz verstanden. Es ist schon besonders“, sagte Burghardt. „Wir sind alle um unser Leben gerannt. Wir haben unser Herz auf der Bahn gelassen“, sagte Lückenkemper. „Wir haben gesagt, wir riskieren alles, wir geben alles, es ist unglaublich“, sagte Mayer.
Burghardt, die sich im Laufe der Karriere immer wieder von Verletzungen zurückkämpfte, freut sich jetzt über die Auszeit. Mit Freunden, Familie, dem Mann. Ab in die Berge oder in den Camper. Die letzten Jahre mit unglaublich vielen Erlebnissen und Erfolgen sacken lassen. „Es ist wichtig, sich nicht nur über den Leistungssport zu definieren“, sagt Burghardt: „Ich bin extrem dankbar für mein Umfeld. Auch für meinen Hund, der mag mich immer, egal ob ich gut oder schlecht trainiere.“ Und gegen Bronze hat Elli sicher nichts einzuwenden.
NICO-MARIUS SCHMITZ