Auf dem Platz fühlt der Neuzugang sich wohler.
Neuzugang Olise bekam von Max Eberl für seine Olympia-Silbermedaille einen Kuchen geschenkt. © FCB
München – Das Ankunftsprogramm für Bayern-Neuzugang Michael Olise ist recht straff: Am Dienstag tauchte der 22-jährige Franzose zum ersten Mal an der Säbener Straße auf und lernte seine neuen Kollegen kennen. Einen Tag später stand das erste Mannschaftstraining für den Flügelspieler an, und am gestrigen Donnerstag wurde er offiziell vorgestellt. Zur Begrüßung gab es für den frisch gebackenen Silbermedaillen-Gewinner mit Frankreich bei den olympischen Spielen (Finalniederlage gegen Spanien, 3:5 nach Verlängerung) eine Sahnetorte mit den olympischen Ringen, danach wurde es skurril.
Denn eine Vorstellung, im PR-Deutsch „Pressegespräch“ genannt, beinhaltet, dass eben jener vorgestellte Spieler selbst am Gespräch teilnimmt. Olises Aufritt wirkte eher wie eine Mischung aus sympathischer Unbeholfenheit und jugendlich-cooler Anti-Haltung. Seine Antworten waren so kurz, dass es vielmehr an eine typische Eltern-Kind-Konversation beim Mittagessen nach der Schule erinnerte. Wie war der Unterricht? Gut. Gibt es Hausaufgaben? Nein.
Oder, im Fall von Olise: Bereiten Sie als Flügelstürmer lieber Tore vor – oder ziehen Sie in die Mitte und schließen selbst ab? „Beides.“ Verspüren Sie besonderen Druck als teuerster Neuzugang des Sommers, für den die Bayern 53 Millionen Euro Ablöse an Crystal Palace bezahlen? „Der Verein will, dass ich meinen Job erledige, und ich bin hier, um das zu tun.“ Und zuletzt: Worin unterscheidet sich die Bundesliga von der Premier League, und inwiefern beeinflusst das Ihre eigene Spielweise? „Es wird sicher ein wenig anders werden. Aber ich weiß es nicht.“ Das bizarre Frage-Antwort-Spiel dauerte lediglich ein paar Minuten – danach hatten die Reporter entweder keine Fragen mehr oder gingen davon aus, ohnehin keine Antworten zu bekommen. Sportvorstand Max Eberl witzelte in die Stille: „Er kommt eben direkt auf den Punkt.“ Das sagte man vor zwanzig Jahren ja auch über Lukas Podolski, als dieser als junger Spieler in der Bundesliga auf sich aufmerksam machte, aber Fragen oft nur mit einem Wort beantwortete. Bei „Poldi“ war die Ausdrucksknappheit der jungen Jahre fast schon Kult.
Sportlich bleibt aus Sicht des FCB zu hoffen, dass der Neuzugang auf dem Platz ähnlich direkt handelt. Seine überragende Rolle bei den Olympischen Spielen gibt jedenfalls genug Grund zur Annahme, dass er unter Trainer Vincent Kompany eine tragende Rolle spielen dürfte: In sechs Partien erzielte er zwei Tore und bereitete fünf vor und war der Fixpunkt in Frankreichs Offensive.
VT, BOK