ZUM TAGE

Ein undankbarer Job für Mumbrú?

von Redaktion

Neuer Basketball-Nationaltrainer

Auf den ersten Blick erscheint der Job als Bundestrainer der Basketball-Nationalmannschaft aktuell wahnsinnig undankbar. Die Fußstapfen sind riesig, in die Álex Mumbrú tritt – keine Frage. Denn Gordon Herbert hat seinen großen Worten bei seiner Vorstellung („Wir wollen drei Medaillen in drei Sommern“) Taten folgen lassen. Und nicht nur sportlich war seine dreijährige Amtszeit erfolgreich, auch wie der Kanadier seine Mannschaft führte und seine Spieler zu Vorbildern formte, imponierte sehr. Es ist vermutlich ein Stück auch sein Verdienst, dass Dennis Schröder zum Fahnenträger bei den Olympischen Spielen gewählt wurde. Solch einen Einfluss von einem Trainer, der in dieser EuroLeague-Saison mit Valencia gescheitert ist, zu verlangen, wäre wahrscheinlich zu viel des Guten.

Doch schaut man genauer hin, hat der 45-jährige Spanier beim DBB alle Voraussetzungen, um erfolgreich zu sein. Zwar werden mit Daniel Theis, Niels Giffey oder Johannes Voigtmann demnächst vermutlich ein paar Stützen – fast schon Säulen des Erfolgs – wegfallen, aber er kann trotzdem auf ein intaktes Team bauen: Kapitän Dennis Schröder ist aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken, zudem ist sein Kader in der Breite qualitativ so gut wie noch nie. Das sagte vor Kurzem auch Basketball-Legende Dirk Nowitzki.

Mumbrús erste Aufgabe ist die Qualifikation zur Europameisterschaft. Im November geht es im zweiten Quali-Fenster zweimal gegen Schweden, die finalen Qualifikationsspiele bestreitet das DBB-Team im Februar 2025 (gegen Montenegro und gegen Bulgarien). Dabei muss Mumbrú allerdings auf die mittlerweile zahlreichen deutschen NBA-Stars und EuroLeague-Spieler verzichten. Wie er die Herausforderung bewältigt, dass viele Akteure, die sich „nur“ für die Qualifikation zu den Großereignissen zerreißen, bei diesen eventuell keine Rolle spielen, wird zeigen, ob er der Richtige für den Job ist. Denn die Nationalmannschaft besteht aus mehr als den zwölf Spielern, die am Ende auf den größten Bühnen auf dem Court stehen. Und mit den U18-Europameistern gilt es für ihn und sein Trainer-Team, mittelfristig weitere junge Talente in das Mannschaftsgefüge zu integrieren.

Der DBB geht mit dieser Verpflichtung ein überschaubares Risiko ein. Mumbrús Vertrag läuft erst einmal bis Ende 2026 – ein Jahr ohne großes Turnier. Sollte die Entwicklung der Mannschaft nicht wie erhofft verlaufen, hätte der Verband vor der nächsten Weltmeisterschaft, die 2027 in Katar stattfindet, noch etwas Zeit, um zu reagieren. Und sollte der Basketball-Höhenflug auch unter dem Spanier anhalten, gibt es ja noch die Option, bis Olympia 2028 zu verlängern.

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