Local Heroes: Kevin und Robin Volland mit Kumpel Tobias Killer in der Mitte. © ulk
Mit voller Kapelle im Totopokal: Nicht nur Kapitän Jesper Verlaat wurde im Spiel beim FC Thalhofen eingesetzt, auch Tunay Deniz spielte von Beginn an und setzte sich energischer ein als zuletzt in der Liga. © Sampics / Christina Pahnke
Marktoberdorf – In der Liga ein Flop, im Totopokal top. Mit einem souveränen 10:0 (5:0)-Sieg beim FC Thalhofen im Ostallgäu haben die Löwen ihre Pflichtaufgabe im BFV-Cup gelöst. An einem schönen, aber heißen Spätnachmittag im Ausweichstadion des TSV Marktoberdorf war die Spannung schnell aus dem ungleichen Duell gewichen. Der ersatzgeschwächte Bezirksligist hatte den mit Wut im Bauch angetreten Drittliga-Fehlstartern wenig entgegenzusetzen. Schon nach 20 Minuten führte der Favorit mit 3:0, das alles vor den Augen von Ex-Nationalspieler Kevin Volland, der für beide Vereine gespielt hat. Volland über den Spaziergang der Giesinger in die dritte Runde: „Heiß, motivierter Gegner – das sind die Spiele, die du nicht liebst als Profi. Du versuchst, schnelle Tore zu machen, das ist den Löwen gelungen. Danach haben sie das Spiel mit dem nötigen Einsatz nach Hause gefahren.“
Obwohl derzeit verletzt, hat sich Volland das Duell seiner Herzensvereine nicht nehmen lassen. Zusammen mit Bruder Robin, der ebenfalls angeschlagen ist (Rippe), aber bei Thalhofen auf dem Aufstellungsbogen stand, verfolgte der Union-Profi das Treiben auf einem improvisierten „VIP“-Balkon. Keiner, der mit dem FCT verbunden ist, wollte sich das „Spiel des Jahrhunderts“ (Abteilungsleiter Florian Sprenzel) entgehen lassen, auch nicht der junge FCT-Angreifer Julien Drimml. Der 19-Jährige war bis Donnerstag mit seinen Eltern auf einer Ostsee-Kreuzfahrt, flog dann extra aus Helsinki ein und stand pünktlich zum Anpfiff um 17 Uhr auf dem Rasen.
2300 Zuschauer neben den Vollands hatten sich im Leichtathletik-Stadion des TSV 1863 Marktoberdorf eingefunden – obwohl die Bayerische Regionalbahn auf ihrer Homepage von Reisen ins Ostallgäu abgeraten hatte. Begründung der BRB: Aufgrund der am Feiertag eh schon vollen Züge könne die Mitnahme auf der Heimfahrt nicht garantiert werden. Im Stadion selbst waren die Sympathien dann gleichmäßig verteilt – und die Löwen gaben sich auch Mühe, ihren reisefreudigen Anhang nicht ein weiteres Mal zu enttäuschen.
Wie schon beim 18:0 in Kasendorf (und anders als in der Liga) geizten die Löwen nicht mit Toren. Raphael Ott, im 4-2-2-2-System diesmal als rechter Achter eingesetzt, machte den Anfang (11.) und sprühte wie bei seinem Erstrunden-Fünferpack vor Spielfreude. Wie Innenverteidiger Max Reinthaler (16., 43.) hatte der 18-Jährige schon bis zur Pause doppelt getroffen (und später ein drittes Mal). Die weiteren Torschützen für 1860 waren Tunay Deniz (21), Fabian Schubert (59.), Patrick Hobsch (63., 73.) und Maximilian Wolfram (90.). Den nie aufgebenden Gastgebern war zwar kein eigener Treffer vergönnt, jubeln durften sie trotzdem einmal – als Hobsch in der 50. Minute mit einem an ihm selbst verursachten Foulelfmeter scheiterte. Patrick Reichhart, der beim FCT als Elfer-Killer bekannt ist, war extra zuvor eingewechselt worden.
Apropos Wechsel: 1860-Trainer Argirios Giannikis nahm 20 Minuten vor Schluss, beim Stand von 0:7, einen Fünffachtausch vor. Aufseiten der Gastgeber war für Spielmacher Nico Beutel bereits zur Halbzeitpause Schluss. Er hatte einen Anschlusstermin, weil er seiner Verlobten im Rahmen seines Heiratsantrages Coldplay-Tickets geschenkt hat. Dem jungen Paar ist zu wünschen, dass sie für die Fahrt nach München nicht die Bayerische Regionalbahn gebucht hatte.
ULI KELLNER