Üben in neuer Umgebung: Das Training des EHC findet bereits im SAP Garden statt. © Red Bull/City-PressBruno Dietrich
München – Es fehlt etwas im Münchner Eishockey. Etwas, das seit 2015 dazugehörte: die Teilnahme an der Champions Hockey League (CHL). Der europäische Wettbewerb startet am 5. September – erstmals seit neun Jahren ohne den bislang erfolgreichsten Teilnehmer aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Doch Platz fünf in der Hauptrunde und das Scheitern im DEL-Halbfinale an Bremerhaven haben nicht gereicht, um einen der drei deutschen Plätze zu bekommen.
Dennoch: Der EHC Red Bull München hat sein Vorbereitungsprogramm aufs Jahr 2024/25 deswegen nicht umstrukturiert. Anfang August stieg er ins Eistraining ein. Und wie üblich stellte er für sich einen international bestimmten Preseason-Kalender zusammen. Gegen Teams aus Schweden, der Schweiz, Tschechien, Österreich. Alles auswärts. Das eigene Publikum bekommt den EHC erst am 27. September zur Eröffnung des SAP Garden gegen die Buffalo Sabres aus der NHL zu sehen. In der DEL (ab 20. September) beginnen die Münchner mit Partien in Iserlohn und Frankfurt.
Die Mannschaft gewöhnt sich seit 5. August in ihrer neuen Umgebung am anderen Ende des Olympiaparks ein. Allerdings stehen bislang nur die Trainingshallen zur Verfügung, noch nicht die Hauptarena. Aber komfortabler ist es auf alle Fälle. Vorige Saison im alten Olympia-Eissportzentrum, musste Trainer Toni Söderholm die Übungseinheit für eine Viertelstunde unterbrechen, damit der Zamboni das stumpf gewordene Eis aufbereiten konnte – nun wechselt man eben zwischen den unterirdischen Hallen. Das Training fühlt sich für die Spieler daher nicht so lange an. Die Dauer der Einheiten war vorige Saison ein Thema gewesen im Team.
Das erste Spiel, das jetzt ansteht: am heutigen Freitag (16 Uhr) im österreichischen Zell am See gegen die Växjö Lakers. Interessant, weil: Die Schweden werden der europäischen Spitze zugerechnet; die vergangenen drei Jahre spielte Tobias Rieder (31) für sie, der der prominenteste Zugang des EHC ist. Das Red-Bull-Salute-Turnier, bei dem noch Salzburg und die Zürcher SC Lions mitwirken und bei dem die Münchner am Samstag dann Spiel um Platz drei oder Finale bestreiten, kann erste Eindrücke liefern, wohin es für den EHC in der neuen Saison gehen wird. In Fankreisen war schon aufgrund des Umzugs in den Garden ein personeller Umbruch in der Mannschaft erwartet worden – doch er fand nicht statt. Der EHC konnte einige Arbeitsverhältnisse auflösen (Austin Ortega spielt jetzt im russischen Wladiwostok, Adam Almquist in Köln, Andrew MacWilliam in Cardiff), in anderen Fällen kam er offensichtlich nicht aus den Verträgen (Trevor Parkes, Ben Smith). Es wurden wenige Planstellen frei – und die Transferaktivitäten des EHC blieben überschaubar: Neben Rieder kam Adam Brooks, ein 28-jähriger kanadischer Stürmer mit bislang überwiegend Erfahrung in der American Hockey League (AHL), und Nachwuchstorhüter Simon Wolf.
In Fankreisen wurde die verhaltene Personalpolitik des EHC mit Stirnrunzeln begleitet, denn vor allem Mannheim, das aus der Schweiz die deutschen WM-Teilnehmer Marc Michaelis und Tobias Fohrler, aus Bremerhaven Abwehr-Shooting-Star Lukas Kälble und aus der AHL Kristian Reichel, einen Spross aus der deutsch-tschechischen Eishockey-Familie Reichel, holte, war weitaus aktiver. Obwohl ihr Kader nun erst einmal voll ist – Optionen haben die Münchner noch: Vier Import-Lizenzen können sie noch vergeben. Und bei den U23-Spielern sind sie gut aufgestellt, nachdem Veit Oswalds Nordamerika-Traum sich für diese Saison zerschlagen hat. Der 19-Jährige hatte zwar Interviews mit einigen NHL-Interessenten, wurde aber nicht gedraftet. Einer also, der weiter da ist – was die Fans in seinem Fall (ausnahmsweise) begrüßen.
GÜNTER KLEIN